(ots) - Ein offener Umgang fehlt
Überwältigend war nach dem Selbstmord von Nationaltorhüter Robert
Enke nicht nur die öffentliche Anteilnahme. Auch der Medienhype
sprengte alle Dimensionen. Egal, wer zum Thema Depression befragt
wurde, forderte Aufklärung und Enttabuisierung. Gemessen daran hat
sich nicht viel verändert.
Sicher, dass überhaupt in Stadien, an Stammtischen und im
Familienkreis über Depression diskutiert wird, ist ein Fortschritt
gegenüber früherem Totschweigen. Doch viele sehen in seelischen
Krankheiten immer noch eine Schwäche, der man lieber aus dem Weg
geht. Wer sich outet, riskiert, Freunde, Nachbarn und den
Arbeitsplatz zu verlieren, statt Verständnis und Fürsorge zu
erhalten. Dies gilt vor allem für den Spitzensport, auch wenn Manager
und Trainer beteuern, man gehe mit dem Problem heute sensibler um.
Viele Spieler berichten Gegenteiliges. Zwar entsteht im Fußball ein
Netzwerk zur Stressprävention, und die Robert-Enke-Stiftung fördert
die Aufklärung, Behandlung und Erforschung von Depression. Doch auf
dem Rasen wollen die Fans den Kämpfer und nicht den Grübler sehen.
Unter Depression leiden vier Millionen Menschen in Deutschland.
Die Versorgung der Patienten hat sich stetig verbessert. Ein offener
Umgang mit der Volkskrankheit fehlt aber noch.
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