(ots) - Einkäufer logistischer
Dienstleistungen (verladende Unternehmen) erwarten für die kommenden
zwei Jahre steigende Transportpreise - insbesondere bei der
Luftfracht. Und: Es sind bereits wieder Verknappungen des Laderaums
zu verzeichnen. Das Thema Laderaumverfügbarkeit gewinnt insbesondere
im Lkw-, Luft- und Seeschifffahrtsverkehr an Brisanz. Noch vor einem
Jahr wurden auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise
weltweit beträchtliche Transportkapazitäten stillgelegt. Mit dem
Anspringen der Konjunktur beginnt sich der Markt zu drehen. Sowohl
Verlader als auch Speditionen warnen bereits vor drohenden Engpässen.
Das sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Bundesverbandes
Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt, in
Zusammenarbeit mit Prof. Paul Wittenbrink von der Dualen Hochschule
Baden-Württemberg Lörrach. 165 Verlader und Dienstleister aus
Industrie und Handel waren im September und Oktober 2010 zur Markt-
und Preisentwicklung, zu Logistiktrends und zur Verkehrspolitik
befragt worden. Sie erwirtschaften einen Gesamtumsatz von knapp 400
Milliarden Euro. Die Umfrageergebnisse wurden heute auf dem 45.
BME-Symposium Einkauf und Logistik in Berlin vorgestellt. 2.100
Teilnehmer diskutieren noch bis zum Freitag im Hotel Intercontinental
Strategien und Lösungen.
Im Krisenjahr 2009 waren Experten davon ausgegangen, dass es
einige Jahre dauern würde, bis sich das frühere Transportaufkommen
wieder einstellt. "Der BME-Umfrage zufolge werden aber bereits bis
Ende 2010 rund 80% der Unternehmen ihr altes Level erreicht haben.
Damit hat sich der Aufschwung schneller als erwartet eingestellt",
sagt BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Holger Hildebrandt.
Die deutschen Verlader und Logistikdienstleister erwarten in den
nächsten zwei Jahren über alle Verkehrsträger hinweg zwar nur mäßig
steigende Transportpreise. Allerdings unterscheiden sich die
Prognosen zum Teil deutlich. So gehen 41,4% der Befragten von stark
steigenden Luftfrachtpreisen aus. Beim Seecontainerverkehr sehen 33%
und bei Lkw 22% einen Trend zu deutlichen Preissteigerungen. Bei
Schienengütern rechnet mehr als die Hälfte der Befragten mit
Aufschlägen. Allerdings gehen fast ebenso viele Unternehmen von
konstanten Bahnpreisen aus. Wenn dies zutrifft, könnte die Bahn bei
ihren Kunden damit punkten. Nur 8,7% erwarten Erhöhungen im
Kombinierten Verkehr.
Der BME hatte gefragt, welche Faktoren die langfristige
Preisentwicklung beeinflussen. Drei Viertel der Befragten sagen, dass
der Einfluss der CO2-Politik zur Erhöhung der Transportpreise führen
wird. Das gilt auch für Umweltanforderungen wie die Kfz-Abgasnorm
Euro-6 oder die Einführung von Umweltplaketten, deren Bedeutung sogar
noch mehr zunehmen dürfte als die des Ölpreises. Als weiterer
Preistreiber wird die mangelnde Infrastruktur gesehen. "Knappe
Verkehrsflächen und Staus dürften die Transportkosten und damit die
Preise erhöhen", so Prof. Paul Wittenbrink.
Die gerade erst überstandene Finanz- und Wirtschaftskrise hat die
Unternehmen sensibilisiert: Sie setzen verstärkt auf die Optimierung
der eigenen Geschäftsabläufe und ein stärkeres Controlling ihrer
Partner entlang der Supply Chain. Das spiegelt sich auch in den
Themen wider, die den vom BME befragten Verladern und Dienstleistern
in den nächsten fünf Jahren am Herzen liegen. So hat die
Beschleunigung der eigenen Auf-tragsabwicklung für 85% der Befragten
oberste Priorität. Als unverzichtbar gelten für die Mehrzahl der
Unternehmen die systematische Lieferanten- und Dienstleisterbewertung
(76%), die Bündelung von Transporten (68%) und die Reduzierung der
Lagerbestände (62%).
83% sind der Auffassung, dass die heutige Verkehrsinfrastruktur
"chronisch unterfinanziert ist und an Substanzverlust leidet". Klare
Zustimmung (80%) gab es zudem für die Forderung nach einer
Geschwindigkeitsbegrenzung für "Sprinter" (Lkw-Gewicht bis 3,5 t),
einer Zulassung von Lang-Lkw (knapp 65%) und einer Maut-Gebühr für
Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 t bis 12 t (60%).
Breite Unterstützung (65%) findet die Offerte an den Gesetzgeber, die
Fahrzeugbegrenzungen bei Nutzfahrzeugen zur aerodynamischen
Optimierung und damit zur CO2-Reduktion zu lockern. Ein klares Votum
gab es auch für die Aussage, dass die Politik an ihrem Ziel der
Verlagerung von Güterverkehren auf die Schiene festhalten sollte
(63%). Mehrheitlich unterstützt wurde auch die Ansicht, dass die
derzeitigen CO2-Maßnahmen der Politik nicht ausreichen, um die
anstehenden Herausforderungen zu bewältigen (71%). Kontrovers fiel
dagegen das Umfrageverhalten hinsichtlich der Einführung einer
Pkw-Maut aus (44% dafür, 55% dagegen).
Ausführliche Informationen und Grafiken unter: www.bme.de (Presse)
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