(ots) - Gewerkschafter beherrschen die Welt der
Tarifarithmetik. Bei lausigen Abschlüssen in mehreren Stufen kehren
sie einfach alles auf einen Haufen - und jubeln, wie groß dieser sei.
Nur: Wer soll darauf reinfallen, wenn es um die Löhne der eigenen
Leute geht? Der DGB zahlt ihnen sechs Monate lang null Prozent und
wirft dann ein paar Brotkrumen hinterher. Und das mitten im
Aufschwung, der DGB-Chef Sommer nach satten Lohnerhöhungen schreien
und Verdi sechs Prozent fordern lässt. Peinlich ist das schon. Vor
allem für Verdi. Erst im Frühjahr forderte die
Dienstleistungsgewerkschaft fünf Prozent im Öffentlichen Dienst und
bot ihren eigenen Leuten anderthalb. Dass ausgerechnet diese
Gewerkschaft für faire Tarifverhandlungen in der Dachorganisation
sorgen soll, ist schon eine kühne Hoffnung. Die Gewerkschaften können
ihre eigenen Lohnrunden noch so diskret abwickeln - es lässt sich
nicht leugnen, dass sie selbst auch Arbeitgeber sind. Wenn schon die
Arbeiterführer nicht anständig mit ihren Leuten umgehen - warum
sollten es dann die echten Kapitalisten tun?
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