(ots) - Gnade als Zeichen der Macht
Was für eine starke Frau! Aung San Suu Kyi hat ihren Kampf mit
friedlichen Mitteln gegen die Militärjunta Birmas trotz Jahrzehnten
der Unterdrückung nicht aufgegeben. Sie ist weltweit längst ein
Sinnbild für das Streben nach Freiheit.
Ihre Freilassung sollte aber nicht zu große Hoffnung auf ein Ende
der Diktatur entfachen. Das Regime in Asiens Armenhaus fühlt sich
stark genug, die Friedensnobelpreisträgerin als eine Art Gnadenakt zu
ihren Anhängern zu lassen. Es spricht leider viel dafür, dass sich
die Generäle nicht verkalkulieren. Denn der Jubel in Rangun darf
nicht über die wahren Machtverhältnisse hinwegtäuschen. Erstens ist
die Opposition gespalten. Zweitens verfügen auch die Militärs über
einen nicht unerheblichen Rückhalt im Volk. Und drittens werden die
Generäle nicht zögern, die Friedensnobelpreisträgerin wieder
wegzusperren, sollte es ihr gelingen, ein starkes Bündnis gegen das
Regime zu schmieden.
Die Junta hat in den vergangenen 20 Jahren oft bewiesen, dass sie
keine Skrupel kennt. Wer rebelliert, wird niedergeknüppelt,
eingekerkert oder ermordet: Das mussten erst vor drei Jahren die
Mönche der buddhistischen Protestmärsche bitter erfahren. Es gibt
zwar auch innerhalb des Regimes moderate Kräfte, die auf Wandel
sinnen. Dieser Prozess könnte aber nur starten, wenn Birmas
wichtigster politischer und wirtschaftlicher Partner auf mehr
Freiheit drängen würde. Nur: Dieser Freund heißt China . . .
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