(ots) - Eine Rede reicht nicht
In der Not läuft Angela Merkel zu Hochform auf. Sie kämpft, sie
schmeichelt, sie streicht die Weltpolitikerin heraus, die selbst den
US-Präsidenten in die Schranken weist - und liefert auf dem
Bundesparteitag in Karlsruhe die Ruck-Rede, nach der sich das
Parteivolk sehnt. Balsam für die Verwirrten und Zornigen in der
Union, die mit Schrecken die Wählerflucht registrieren. Allein: Eine
Rede reicht nicht aus, die CDU aus der Depression zu holen. Wer wie
Merkel elf Monate kraft- und planlos agiert, kann das Blatt nicht in
75 Minuten wenden.
Aber das bringt der klare Auftritt: 90,4 Prozent der Stimmen - ein
Minus von 4,4 Punkten - bekommt die Parteichefin im Jahr elf ihrer
Amtszeit, in dem sechs Landtagswahlen unheilvoll drohen. Ein
passables Ergebnis, bei dem das Gesicht gewahrt bleibt. Mancher, der
grollt über die wählerverschreckende Atom- und Steuerpolitik, ließ
den Denkzettel stecken - aus blanker Angst, die Union weiter zu
schwächen.
Merkel mobilisiert mit ungewohnt derben Attacken ("Opposition
macht Mist") auf SPD und Grüne. Und sie verneigt sich vor den
unzufriedenen Konservativen: Sie weiß um die offene Flanke nach dem
Abgang Roland Kochs. Jenen, die an Schwarz-Grün denken, verpasst sie
einen Dämpfer, indem sie dies als "Hirngespinst" verwirft. Gut
möglich, dass die Kanzlerin damit neue Gräben aufreißt. Ihr
Stellvertreter Norbert Röttgen ist in diesem Punkt ganz anderer
Ansicht als sie.
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