(ots) - Der irische Patient
Dringend braucht der irische Patient eine Bluttransfusion, doch er
will nicht an den Tropf. So sterbenskrank wie der Grieche sei er noch
nicht, lautet sein Argument. Zudem fürchtet er die Anordnungen der
strengen EU-Ärzte. Die halten ihm dennoch einen Platz in der
Intensivstation frei - aus Sorge, die ansteckende Krankheit des Iren
könnte auch sie treffen.
Der Blick in die Euro-Klinik ist besorgniserregend. Ein halbes
Jahr, nachdem Griechenland vor dem Bankrott bewahrt wurde, muss nun
ein weiteres EU-Mitglied gerettet werden. Irlands Premier Brian Cowen
wird heute bei den Gesprächen mit EU-Kommission, EZB und IWF seine
Weigerungshaltung aufgeben müssen. Irland, einst Musterschüler
Europas, ist damit zum Bittsteller geworden, der nun harte Auflagen
und Spardiktate akzeptieren muss.
In Griechenland waren falsche Haushaltspolitik, aufgeblähte
Bürokratie und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit schuld an der Misere.
Irland wurde von seinen Banken in die Tiefe gezogen, die sich in der
Finanzkrise verzockt hatten. So wichtig die Nothilfe für die Grüne
Insel ist - sie garantiert nicht, dass andere Sorgenkinder wie
Spanien und Portugal sicher sind. Spekulanten werden sich jetzt erst
recht auf sie stürzen. Erhält Irland die 100 Milliarden, müsste
Deutschland für ein Drittel der Summe geradestehen. Das kann so nicht
weitergehen: Nötig ist ein eng verzahnter Kontrollmechanismus in
Europa, soll der Euro überleben.
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