(ots) - Zweifel an der Tragkraft
Die ab dem kommenden Jahr geplante Aussetzung der Wehrpflicht
befördert auch den Zivildienst ins Aus - ein halbes Jahrhundert nach
dessen Einführung eine risikoreiche Entscheidung. Denn die jungen
Helfer in Krankenhäusern, Altenheimen und Rettungsfahrzeugen bilden
längst eine Säule, die der Gesellschaft ein nicht unerhebliches Maß
an Stabilität verleiht. Ob der von Ministerin Schröder konzipierte
Bundesfreiwilligendienst eine ähnliche Tragkraft erlangen wird, muss
zumindest angezweifelt werden. Schließlich gilt es, die
Arbeitsleistung von jährlich etwa 90 000 Zivis zu ersetzen.
Dass Schröder mit vergleichsweise nur rund 35 000 Freiwilligen pro
Jahr rechnet, darf dabei nicht allzu sehr erschrecken. Denn die neuen
Dienstzeiten sollen in der Regel doppelt so lang sein wie beim
zumeist sechsmonatigen Zivildienst und können in Ausnahmen bis zu
zwei Jahre betragen. Begrüßenswert ist, dass die Ministerin fortan
Frauen und Männer gleichermaßen anspricht und bei den Interessenten
auch nicht aufs Alter schaut: Warum sollten sich Senioren nicht die
Rente aufbessern mit dringend benötigter Hilfe?
Die Bedürftigen in Altenheimen und Krankenhäusern selbst müssen
sich dennoch auf deutlich weniger Leistungen einstellen. Allein schon
deswegen, weil es ab Juli 2011 mehr Einsatzgebiete geben wird, auf
die sich die Freiwilligen verteilen. Das weiß auch Schröder. Noch
hofft sie darauf, mit ihrem Konzept den Wegfall der Zivis zumindest
teilweise kompensieren zu können. Mehr ist auf Basis der
Freiwilligkeit wohl auch gar nicht möglich.
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