(ots) - Mutige Reise
Ausgerechnet der Staatsbesuch in seiner deutschen Heimat erfordert
Mut für den Papst, denn er könnte einer der schwersten werden.
Benedikt XVI. spricht zwar dieselbe Sprache wie seine Gastgeber, aber
fraglich bleibt, ob seine Botschaft vom Evangelium überall verstanden
und angenommen wird. Denn der Papst eckt an mit klaren Standpunkten
und der Warnung vor einer Diktatur der Beliebigkeit. Aber das weiß
das Kirchenoberhaupt.
Schwieriger als die beiden vorherigen Deutschland-Besuche wird es
für Benedikt XVI. auch, weil sich die Stimmung gedreht hat: Statt
Wir-sind-Papst-Schlagzeilen und Benedetto-Rufen herrscht Skepsis vor.
Die Missbrauchsskandale haben auch die Glaubwürdigkeit erschüttert,
und wegen des Priestermangels und der Zusammenlegung von Gemeinden
steckt die katholische Kirche in einem tiefen Umbruch. Kritiker
wollen sie auf ihre Sexualmoral reduzieren, Atheisten treten ihr
kämpferisch entgegen.
Hinzu kommt, dass der Papst im September 2011 mit Berlin und
Erfurt zwei Orte ansteuert, in denen Christen in der Minderheit
leben. Zugleich werden an seinen Besuch bereits jetzt hohe
Erwartungen geknüpft, die seine Reise be- oder sogar überfrachten
können. Dies alles führt zu besonderen Herausforderungen, die jedoch
auch eine Chance sein können - etwa für die Ökumene. Und vielleicht
ist es ja wie in Großbritannien, wo es Benedikt gelang, die Stimmung
durch sein Auftreten enorm zu verbessern.
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