(ots) - Überfällige Anpassung
Spektakulär, sensationell, historische Trendwende: Wer so die
Haltung des Papstes zur Verwendung von Kondomen in Sonderfällen
beurteilt, sollte seine Interview-Äußerungen noch einmal gründlich
lesen - einschließlich der differenzierten Erläuterungen Benedikts
XVI. und des Vatikan-Sprechers Federico Lombardi. Erst dann wird
deutlich, was das katholische Kirchenoberhaupt wirklich gemeint hat.
Und dass die Drei-Wort-Schlagzeile "Papst erlaubt Kondome" ebenso
verkürzt und missverständlich ist wie die frühere Überschrift "Papst
verbietet Kondome".
Benedikt XVI. ist im März 2009 während seiner Afrika-Reise vor
allem im Westen scharf kritisiert worden, als er sagte, der Einsatz
von Kondomen löse das Aids-Problem nicht. Bei dieser Haltung ist der
Papst uneingeschränkt geblieben. Zu Recht, denn um die Ausbreitung
der Immunschwäche-Krankheit zu verhindern, ist viel mehr nötig als
ein Stück Gummi: Bildung, bessere Hygiene und Gesundheitsversorgung.
Dennoch ist es hilfreich, dass Benedikt XVI. endlich öffentlich
von einem absoluten Nein abrückt. Seine Äußerung, die sich übrigens
auf männliche Prostituierte beschränkt, bedeutet eine längst
überfällige Anpassung an den Alltag und die Lebenswirklichkeit. Das
macht es jenen Geistlichen leichter, die seit Jahren stillschweigend
diese Haltung in der Praxis befürwortet haben: Aids-Seelsorgern,
katholischen Moraltheologen sowie Missionaren und Ordensschwestern in
Afrika. Aber am Sexualleben wird sich wegen eines Papst-Wortes zu
Kondomen vermutlich nur wenig ändern.
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