(ots) - Zerrissen zwischen zwei Kulturen
Wenn Familienministerin Schröder von kulturellen Wurzeln der
"gewaltverherrlichenden Machokultur" spricht, so hat sie nur die
Herkunftsgesellschaft der Migranten im Blick. Der
Sozialisationsprozess dieser Jugendlichen spielt sich aber in dem
Spannungsfeld zwischen zwei Kulturen ab. Dabei werden die Freiräume
unserer modernen Gesellschaft von diesen Familien oft als dekadent
interpretiert. Um ihren Nachwuchs zu schützen, pflegen sie einen
stark autoritären Erziehungsstil. Gleichzeitig sehen sich die Kinder
den Anpassungsforderungen und auch Möglichkeiten einer liberalen
Aufnahmegesellschaft gegenüber.
Dieser Konflikt spitzt sich in der Pubertät dramatisch zu: Anders
als ihre deutschen Altersgenossen müssen Migrantenkinder nun nicht
nur eine eigene Identität entwickeln, sondern sich auch noch mit der
Frage ihrer "ethnischen Identität" auseinandersetzen. Auf die
Unterstützung ihrer Familien können sie dabei meist nicht hoffen. Die
Anpassung an die Aufnahmegesellschaft würde die traditionellen
Machtverhältnisse muslimischer Familien gefährden. Wenn gleichzeitig
dann auch die Aufnahmegesellschaft nicht bereit ist, die Jugendlichen
zu akzeptieren, führt das unweigerlich zum Verlust des
Selbstwertgefühls. Aggression bis hin zur Gewalt aber, das zeigt die
Geschichte, ist immer ein Mittel von Männern im Kampf um Anerkennung
gewesen - ganz unabhängig von der Kultur oder Religion.
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