(ots) - Nicht mehr ganz dicht
Die Amerikaner sind bis auf die Knochen blamiert. Ausgerechnet die
einzig verbliebene Supermacht, die technologisch über enorme
Ressourcen verfügt, leistet sich ein riesiges Leck in ihrem
Regierungsschiff - und das schon zum wiederholten Mal. Kabarettisten
werden nun sagen, die Vereinigten Staaten von Amerika seien nicht
mehr ganz dicht.
Doch so gerne man die Probleme aus der Welt lachen möchte - Hohn
und Spott können nicht die Sorge vertreiben, die die Veröffentlichung
Hunderttausender Regierungsdokumente weltweit auslöst. Wenn sogar
Staatsoberhäupter bloßgestellt werden, wenn niemand mehr weiß, ob
Gespräche mit amerikanischen Botschaftern vertraulich bleiben, dann
bedeutet das schweren Schaden für die Diplomatie. Diese ist
unabdingbar auf gegenseitiges Vertrauen angewiesen. Fehlt diese
Basis, reißt der Gesprächsfaden ab, werden wertvolle
Informationsquellen verschüttet, geht wichtiger politischer Einfluss
verloren. Besonders gilt dies in Krisenregionen wie dem Nahen Osten.
Es wird lange dauern, den jetzt entstandenen Schaden zu beheben.
Und es bleibt zu hoffen, dass die US-Regierung nicht nur den
Datenschutz verbessert. Zugleich sollte sie auch die Anweisungen an
ihre Botschaften überdenken. Dass diese Bericht erstatten, ist
selbstverständlich, nicht aber, dass sie auch biometrische Daten
ausländischer Diplomaten sammeln sollen.
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