(ots) - Man kann in Israel, als deutscher Gast zumal,
einiges richtig, aber noch viel mehr falsch machen. Christian Wulff
hat keinen Fehler gemacht. Der Bundespräsident hat einen tadellosen
Auftritt gehabt. Er ist harmlos und zurückhaltend, auf Ausgleich
bedacht, vor allem ist er nach dem Zweiten Weltkrieg geboren. Auch
das macht einiges leichter. Aber in ein paar Wochen wird man von
seiner Visite nur zwei Bilder in Erinnerung behalten: Das von seiner
Tochter, die Wulff begleitete, und von seinem Besuch bei den Eltern
von Gilad Schalit, der seit 1620 Tagen Gefangener der Hamas ist. Am
Schicksal des jungen Soldaten nimmt ganz Israel teil. Wulffs Besuch
ist ein Statement.
Politisch blieb er unauffällig. Dass er die palästinensischen
Gebiete besucht hat, war schon das Signal: der Zuwendung, der
Anerkennung, des Respekts. Der Papst hat sich direkt an der Mauer
gezeigt. So ein Bild bot der risikoscheue Wulff nicht.
Deutschland hat gewiss schon Präsidenten mit mehr Autorität und
Ausstrahlung gehabt, etwa Richard von Weizsäcker oder Johannes Rau.
Aber im direkten Vergleich mit dem Vorgänger Horst Köhler wird eines
klar: Bei Wulff sitzt der politische Anzug.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion(at)waz.de