(ots) - Der Hirsch ist so bayerisch wie Weißbier und
Weißwurst. Bayern tragen Hirschhorn-Knöpfe an der Trachtenjacke,
essen Hirschbraten im "Goldenen Hirschen" und holen Medizin aus der
"Hirsch-Apotheke". Doch kaum ein Bayer weiß, dass der Rothirsch im
Freistaat ein eingesperrtes Tier ist! Sein Lebensraum ist auf zehn
Rotwildbezirke reduziert, die rund 14 Prozent der Fläche Bayerns
ausmachen. Bei den Rotwildbezirken handelt es sich zudem überwiegend
um Wälder und die sind als Lebensraum für Hirsche eher ungeeignet.
Wildfeindlicher Waldbau und politische Vorgaben haben dazu geführt,
dass das Rotwild in Bayern ein wenig artgerechtes Leben führt.
Im Vorfeld des gemeinsam veranstalteten Rotwildsymposiums, das vom
1. bis 3. Dezember in München stattfindet, fordern die Deutsche
Wildtier Stiftung und der Bayerische Jagdverband einen tief
greifenden Wandel in der Rotwildpolitik Bayerns. "Die Rotwildgebiete
sind aufzulösen - der Rothirsch muss sich seinen Lebensraum selbst
suchen dürfen", fordert Haymo G. Rethwisch, Stifter und Vorstand der
Deutschen Wildtier Stiftung. Professor Dr. Jürgen Vocke, Präsident
des Bayerischen Jagdverbandes, stellt klar: "Unsere gesetzliche
Aufgabe ist es, die natürlichen Lebensgrundlagen des Wildes zu sicher
und zu verbessern. Für das Rotwild bedeutet das, dass es nicht nur in
den Wäldern eingesperrt sein darf. Aber auch in Wäldern ist Rotwild
ein unverzichtbarer Bestandteil und gehört zu einem gesunden
Ökosystem Wald."
Mit dem Rotwildsymposium soll ein Signal für den Rothirsch gesetzt
werden. "Wir freuen uns über den regen Zuspruch und die Teilnahme von
fast 300 Waldbesitzern und Jägern, die nicht länger zusehen wollen,
wie der Rothirsch immer mehr als Schädling verunglimpft wird", so
Vocke. "Aber die Freiheit des Rotwildes ist nur zusammen mit der
Land- und Forstwirtschaft in Bayern umsetzbar. Nur zusammen mit den
Grundeigentümern können wir langfristig erfolgreich sein und
Lebensraum für das Rotwild zurückbekommen." Haymo G. Rethwisch
erklärt: "Die Forstwirtschaft hat in Deutschland nicht nur eine
ethisch-moralische Verantwortung für das Rotwild - sie ist auch
rechtlich verpflichtet, monetäre Folgen der Fraßeinwirkungen im Wald
zu dulden." Er ergänzt: "Laut Urteil des Bundesgerichtshofes müssen
Wildschäden im Wald bis zu einer Höhe von rund fünf Prozent des
Umsatzes der Forstwirtschaft akzeptiert werden. Das wären 113
Millionen Euro im Jahr."
Neben der Fachdiskussion und der politischen Auseinandersetzung
geht es der Deutschen Wildtier Stiftung und dem Bayerischen
Jagdverband auch darum, die Öffentlichkeit für den Rothirsch zu
gewinnen. "Der Rothirsch ist tief in der bayerischen Kultur
verankert, aber außer einigen Jägern in den ausgewiesenen
Rotwildgebieten hat kaum ein Mensch die Gelegenheit, Rotwild in
freier Wildbahn zu beobachten", sagt Haymo G. Rethwisch. Um neue
Rotwildfreunde zu gewinnen und Menschen für unser größtes heimisches
Säugetier zu begeistern, hat die Deutsche Wildtier Stiftung in Bayern
ihre Kampagne "Unfrei im Freistaat" gestartet - mit Anzeigen und
Zeitungsbeilagen sowie einem Spot, der über 30.000 Mal auf
Info-Screens an Münchener U- und S-Bahn-Haltestellen zu sehen sein
wird.
Pressekontakt:
Eva Goris, Deutsche Wildtier Stiftung, Billbrookdeich 216, 22113
Hamburg, Telefon 040/ 73339-1874, E.Goris(at)dewist.de