(ots) - An der Realität vorbei
Alles halb so wild: Schaut man sich den
Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStv) genauer an, erscheint es so.
Die Möglichkeit, Kindern und Jugendlichen künftig den Zugriff auf
bestimmte Seiten mit entwicklungsschädigenden Inhalten zu verweigern,
wird von allen Seiten begrüßt. Warum also die Aufregung?
Die geplanten Strukturen gehen an der Realität im Netz vorbei. Wem
die Novellierung Probleme bereitet, der kann sein Angebot schlicht
ins Ausland verlagern, und schon läuft der Staatsvertrag ins Leere.
Bisher hat die Netzgemeinde immer eine Möglichkeit gefunden,
einschränkende Regelungen zu umgehen - und sei es nur, indem man sie
erfolgreich ignorierte.
Wird es nun in Zukunft möglich, durch Filterprogramme bestimmte
Seiten zu sperren, wird die Freiheit des einzelnen Nutzers stark
eingeschränkt. Ist man konsequent, dann ist das private Heimvideo,
wenn Vati beim Fußballspielen mit dem Sohnemann einen heftigen Fluch
ausstößt, ab 16 Jahren. Das kann so nicht gewollt sein. Die Regelung
zeigt, wie wenig die Politik das Internet verstanden hat. Das
politische Entscheidungsverfahren, in dem das JMStv abgenickt werden
soll, passt da ins Bild. Ein unsinniger Beschluss aus
parlamentarischen Zwängen: Das ist leider Realität.
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