(ots) - Widersprüchliches Urteil
Das Urteil eines französischen Strafgerichts zur
Concorde-Katastrophe trägt auch zehn Jahre nach der Tragödie nicht
zur Befriedung bei. Im Gegenteil: Das Gericht hat ein
widersprüchliches Urteil gesprochen, das altes Misstrauen schürt und
neuen Protest herausfordert.
Während die US-Fluggesellschaft Continental und deren Mechaniker
zu Recht bestraft wurden, weil das abgefallene Ersatzteil eines
amerikanischen Fliegers später die Reifen der Unglücks-Concorde
aufschlitzte, übten die Richter mit den Verantwortlichen des
französischen Flugzeugbauers Aéropatiale und von Air France falsche
Nachsicht.
So kam der damalige Chef des Concorde-Programms bei Aéropatiale
ungestraft davon, obwohl ihm ein erhöhtes Brandrisiko der Maschine
bekannt war und das Gericht ihm deshalb "Nachlässigkeit" attestierte.
Wo die Grenze zwischen demnach strafloser Nachlässigkeit und einer
strafbaren Fahrlässigkeit verläuft, ließen die Juristen aber offen.
Schwer nachzuvollziehen ist auch, warum sich kein Vertreter von
Air France verantworten musste. Waren doch vor der Katastrophe im
Jahr 2000 bereits Pannen bei der Concorde aufgetreten. In mehreren
Fällen hatten Jets notlanden müssen, weil zerfetzte Reifen die
Tragflächen beschädigt und Löcher in die Tanks gerissen hatten - ein
Szenario, das auch zur Tragödie nahe Paris führte. Noch besteht die
Chance, die französische Justiz vom Ruch fehlender Objektivität zu
befreien. Die Richter im Berufungsverfahren sollten sie nutzen.
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