(ots) - Aufklären
Es ist bizarr: Einerseits pflegt Julian Assange das Image des
unerschrockenen Aufklärers, der mit seiner Enthüllungsplattform
Wikileaks weltweit Missstände anprangern und "die Presse retten"
will. Andererseits gibt er sich geheimniskrämerisch und hat er sich
trotz schwerwiegender Vorwürfe lange der Vernehmung durch die Justiz
entzogen. Ist der vermeintlich große und mutige Enthüller womöglich
doch nur ein feiger kleiner Krimineller?
Es gibt sicher nicht wenige Zeitgenossen, die sich über
entsprechende Bestätigungen freuen würden. Denn eine solche
Enthüllung wäre nicht nur schädlich für den Ruf von Assange, darunter
würde auch die Glaubwürdigkeit seiner Aktionen leiden. Schließlich
ist kaum anzunehmen, dass das eine klar vom anderen getrennt wird,
auch wenn die Fairness dies gebietet.
Verschwörungstheorien, wie sie aus dem Umfeld von Assange zu hören
sind, machen die Situation noch komplizierter. Doch gibt es bislang
keinerlei Belege für ein Komplott und einen politisch motivierten
Rachefeldzug. Und solange dies so ist, schaden die Behauptungen
Assange mehr, als dass sie ihm nutzen. Letztlich bleibt dem
Australier nichts anderes übrig, als sich den Vorwürfen zu stellen.
Dass er jetzt endlich einen Schritt in diese Richtung getan hat, war
überfällig. Besser wäre gewesen, er hätte schon vorher für jene
Transparenz gesorgt, die er stets von anderen fordert. Die Wahrheit
muss ans Licht, im Fall Assange genauso wie in jedem anderen.
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