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'Börse Online'-Interview mit Vontobel-Chefstratege Thomas Steinemann zur Euro-Krise:

"Den verantwortlichen Politikern fehlt eine Vision"

ID: 311244

(ots) - Forderung einer Zukunftsvorgabe für den Euro
durch die Politik / Weitere Herabstufung der Euro-Pheripherie-Staaten
"problematisch" / Kritik an Geldpolitik der US-Notenbank / Empfehlung
an Anleger, von Industrie- in Schwellenländer umzuschichten

Der Chefstratege der Schweizer Bank Vontobel, Thomas Steinemann,
kritisiert das Verhalten der Politik angesichts der derzeitigen
Euro-Krise. "Es ist schwer zu sagen, woher eine nachhaltige Lösung
der Probleme kommen soll", sagte Steinemann im Interview mit dem
Anlegermagazin 'Börse Online' (Ausgabe 50/2010, EVT 9. Dezember).
Sein Eindruck sei, dass den verantwortlichen Politikern eine Vision
fehle, wohin die Reise in Europa eigentlich gehen soll. "Eine solche
Vision könnten die 'Vereinigten Staaten von Europa' sein. Das würde
es leichter machen, die Zukunft des Euro zu sichern." Problematisch
wäre es laut Steinemann, wenn die Ratingagenturen die Bonität der
Euro-Randstaaten weiter herabstufen würden. "Denn dann fiele eine
Reihe von institutionellen Investoren als Käufer der betroffenen
Staatsanleihen weg, was deren Kurse weiter nach unten und die Zinsen
nach oben triebe", befürchtet der Chefstratege.

Im 'Börse Online'-Interview äußerte sich Steineman auch zur
US-Wirtschaft. Er bezweifelt, dass diese durch eine Abwertung des
Dollars an Konkurrenzfähigkeit gewinnen würde. "Die Geschichte zeigt
doch hinlänglich, dass sich auf diesem Weg die Wettbewerbsfähigkeit
eines Landes keineswegs nachhaltig erhöhen lässt." Woran es den USA
mangele, seien attraktive Produkte. Das von US-Notenbankchef Ben
Bernanke verkündete "Quantitative Easing II" hält Steinemann für
falsch. "Es besteht weder die Gefahr, dass das Bankensystem
zusammenbricht, noch droht Amerika eine neuerliche Rezession",
argumentierte er.

Langfristig orientierten Anlegern empfiehlt Steinemann, auf drei




Trends zu achten. "Erstens: Die ökonomische Macht verlagert sich
zunehmend von den Industrie- zu den Schwellenländern. Zweitens: Die
Zinsen tendieren gegen Null. Drittens: Die Volatilität auf den
Devisenmärkten bleibt hoch, Dollar und Euro werden gegenüber
Emerging-Market-Währungen weiter abwerten." Darum sollten Anleger den
Anteil von festverzinlichen Wertpapieren im Depot reduzieren und
Schwellenländer-Anleihen zu Lasten von Industrieländer-Anleihen höher
gewichten. Bei Aktien sei es ebenfalls sinnvoll, Titel in heimischer
Währung in Emerging-Market-Papiere umzuschichten. Zudem sollten Gold
und andere Edelmetalle für Absicherungszwecke berücksichtigt werden,
rät Steinemann.



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Ludwig Heinz, Redaktion G+J Wirtschaftsmedien
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