(ots) - Zum internationalen Tag der Menschenrechte macht
das Kinderhilfswerk terre des hommes auf moderne Sklaverei in der
Textilindustrie aufmerksam. Im südindischen Tirupur, einem der
größten Textilstandorte der Welt, werden rund 40.000 junge Mädchen in
Spinnereien und Nähereien wie Sklaven gehalten und ausgebeutet. »Die
Mädchen bekommen etwa 20 Euro im Monat und das Versprechen auf einen
Bonus von etwa 500 Euro nach Ablauf von drei Jahren. Sie arbeiten 12
Stunden am Tag, werden auf dem Fabrikgelände in überfüllten Hütten
festgehalten und sind Beschimpfungen, Schlägen und sexueller
Belästigung durch die Aufseher ausgesetzt«, berichtet Barbara
Küppers, Kinderarbeitsexpertin bei terre des hommes, von einem Besuch
in Tirupur. Immer wieder versuchten Mädchen, aus Fabriken zu fliehen.
Hintergrund dieser Form der Ausbeutung ist das sogenannte
Sumangali-System. Es zielt auf die Rekrutierung junger Mädchen aus
armen Familien, die den versprochenen Bonus für den Brautpreis nutzen
wollen. »Mittelsmänner machen den Familien falsche Versprechungen«,
so Küppers. Zulieferer in Tirupur, die Textilien an europäische und
amerikanische Handelsunternehmen liefern, nutzen das Sumangali-System
zumeist in Spinnereien und Nähereien.
»Das Sumangali-System verstößt gegen Artikel 4 der Allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte, nämlich das Verbot jeglicher Form der
Sklaverei. Es ist eine besonders krasse Form der Ausbeutung, weil die
Schutz- und Wehrlosigkeit der Mädchen von Arbeitgebern gezielt
ausgenutzt wird«, so Barbara Küppers. »terre des hommes führt
gemeinsam mit indischen Projektpartnern in den Herkunftsorten der
Mädchen Aufklärungskampagnen über Arbeitsrechte und den Schutz vor
Ausbeutung durch und betreut ehemalige Sumangali-Sklavinnen. Wir
fordern Handelsunternehmen auf, dafür zu sorgen, dass ihre Zulieferer
Existenz sichernde Löhne, feste Arbeitsverträge und Sozialleistungen
gewähren.«
Anfang 2011 wird terre des hommes Handelsunternehmen und
Arbeitgeber in Tirupur zu einem Runden Tisch mit den örtlichen
Menschenrechtsorganisationen einladen. Ziel ist es, die Nutzung des
Sumangali-Systems zu beenden und Alternativen zu diskutieren.
terre des hommes-Pressereferat Fotos von Sumangali-Opfern zur
kostenlosen Veröffentlichung finden Sie unter:
http://www.presseportal.de/go2/pressemeldungen/fotos
Für Rückfragen und Interviews:
Barbara Küppers, Telefon 05 41 / 71 01-175
Weitere Informationen: www.tdh.de