(ots) - Die Weltklimakonferenz in Mexiko schrammte knapp an
einem Eklat vorbei, als die mühsam ausgehandelten Kompromisse trotz
der Ablehnung Boliviens beschlossen wurden. In den
Abschlussdokumenten wiederholen die Staaten lediglich ihre bisher
angekündigten Klimaschutzbeiträge, ohne sich im notwendigen Umfang zu
deren Umsetzung zu verpflichten.
"Zwar hat die Weltgemeinschaft das Trauma von Kopenhagen von vor
einem Jahr überwunden, doch die Beschlüsse von Cancún sind kein
Grund, um in übertriebene Euphorie zu verfallen. Wir wissen dank den
Bremsern aus Japan und Russland auch nach Cancún nicht, ob und wie
das Kyoto-Protokoll nach 2012 fortgeführt und durch andere rechtliche
Instrumente ergänzt werden soll", sagte NABU-Präsident Olaf
Tschimpke. Am Ende der Konferenz verständigten sich die 194 Staaten
der UN-Klimarahmenkonvention darauf, dass die Verhandlungen über
verbindliche Regeln im internationalen Klimaschutz fortgesetzt werden
sollen.
Der NABU wirft den Ministern und Verhandlern trotz allem Bemühen
um Flexibilität `business as usual´ vor. Derzeit seien die
Industrieländer nicht bereit, ihre eigenen Klimaschutzziele zu
überprüfen und ausreichend zu verschärfen. "Außer den kleinen
Inselstaaten gibt es derzeit kaum Kräfte, die die Klimaverhandlungen
wirklich vorwärts treiben. Auch Deutschland und die Europäische Union
haben sich in Cancún zu wenig engagiert, um zum Beispiel die riesigen
Schlupflöcher im Emissionshandel unter dem Kyoto-Protokoll zu
schließen", so Tschimpke. Künftig müssten auch die klimaschädlichen
Emissionen aus der Land- und Forstwirtschaft sauber erfasst und
konsequent reduziert werden. Nachdem viele Schwellenländer bereits
umfassende Klimaschutz-Programme vorgelegt haben, sei beim nächsten
Frühjahrsgipfel der EU-Staats- und Regierungschefs der Beschluss
überfällig, den europäischen Treibhausgas-Ausstoß um mindestens 30
Prozent bis 2020 zu senken.
Die Entscheidungen in Cancún zur Einrichtung eines neuen
Klimafonds, zum Erhalt der Wälder in Entwicklungsländern sowie zur
Ausweitung der technologischen Zusammenarbeit und Unterstützung bei
der Anpassung an den Klimawandel stellen aus NABU-Sicht wichtige
Fortschritte dar. Sie könnten aber nicht über das schwache
Gesamtergebnis der Verhandlungen hinwegtäuschen. "Bis zur nächsten
UN-Klimakonferenz in Südafrika Ende 2011 brauchen wir Klarheit, wie
groß die Lücke zwischen den bisher zugesagten Emissionsminderungen
und dem angestrebten Zwei-Grad-Ziel ist und wie sie geschlossen
werden soll. Die Klimakrise lässt sich nicht aussitzen, indem wir
weiter die Notwendigkeit zusätzlicher Anstrengungen im Klimaschutz
ignorieren", so der NABU-Präsident.
Für Rückfragen: Carsten Wachholz, NABU-Klimaexperte, mobil in
Cancún erreichbar unter +49 (0) 172 4179727 oder per E-Mail an
Carsten.Wachholz(at)NABU.de
Mehr Informationen unter www.NABU.de/weltklimakonferenz
Originaltext vom NABU
Pressekontakt:
Kathrin Klinkusch, NABU-Pressesprecherin, mobil 0173-9306515
NABU-Pressestelle, Telefon: 0 30.28 49 84-1510, -1500,
Telefax: 0 30.28 49 84-2500, E-Mail: Presse(at)NABU.de