(ots) - Zu viel des Guten
Minister Guttenberg ist tatkräftig und ungemein beliebt - und
leistet sich bei der Öffentlichkeitsarbeit doch erstaunliche
Fehltritte. In schlechter Erinnerung sind noch die gestellten Fotos
seiner ersten US-Reise als Wirtschaftsminister: Wie auf Klassenfahrt
reckte er den Daumen auf dem Times Square empor und ließ sich
ablichten.
Jetzt nimmt er als Verteidigungsminister eine ganze Entourage
nebst Promi-Frau und Showmaster Kerner zum vorweihnachtlichen Besuch
im Kampfgebiet mit. Zugehörigkeit zur Truppe demonstriert er so
nicht, eher eine ebenso unbändige wie enttäuschende Freude an der
Selbstdarstellung.
Vielleicht geht sein Konzept sogar auf, und die Mehrheit in der
Heimat ist beeindruckt. Dafür gibt es wenig Grund, erinnert der
Besuch glamouröser Damen an der Front doch eher an Stippvisiten von
Marlene Dietrich, Marilyn Monroe und anderen, die in
zeitgeschichtlichen Seminaren als klassische Beispiele für Propaganda
behandelt werden.
Die Signale, die von dieser Reise ausgehen, sind deshalb
zwiespältig. Art und Teilnehmerliste zeugen nicht von Normalität und
Solidarität, sondern von tief sitzender Sorge, dass der
Afghanistan-Einsatz seine ohnehin dürftige Akzeptanz derzeit völlig
verliert. Anders ist kaum zu erklären, dass Guttenberg und sein Stab
die fragwürdige Wirkung dieser Weihnachtsfahrt in Kauf genommen haben
in der Hoffnung, dass der Glitzer-Effekt den kritischen Eindruck
überwiegt. Er tut es nicht.
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