(ots) - Auf harsche Kritik stößt bei Reporter ohne Grenzen
(ROG) das Verbot der kubanischen Regierung, den Journalisten und
Dissidenten Guillermo Fariñas Hernández zur heutigen Verleihung des
Sacharow-Preises nach Europa reisen zu lassen. Mit dem jüngsten
Reiseverbot demonstriert die kubanische Regierung ein weiteres Mal
ihre "geringe Bereitschaft, gegenüber Oppositionellen Zugeständnisse
zu machen", so ROG.
Fariñas gehört zu den bekanntesten kubanischen Oppositionellen und
ist Gründer der unabhängigen Presseagentur "Cubanacán Press". Die
Ehrung des Dissidenten sieht ROG als ein wichtiges Symbol für den
mutigen Einsatz von kubanischen Menschenrechtsaktivisten und
Journalisten für Demokratie und Presse- und Meinungsfreiheit. Mit dem
Sacharow-Preis zeichnet das EU-Parlament jedes Jahr außergewöhnliche
Persönlichkeiten aus, die Menschenrechte und freie Meinungsäußerung
verteidigen.
ROG bedauert, dass der Stuhl des Preisträgers Fariñas bei der
feierlichen Zeremonie am 15. Dezember in Straßburg leer bleiben wird.
Das Reiseverbot erinnere an die Verleihung der Auszeichnung im Jahr
2005: Damals wurden ebenfalls die kubanischen "Damen in Weiß" ("Damas
de Blanco") - Frauen, Schwestern und Töchter von politischen
Gefangenen - daran gehindert, gemeinsam mit dem nigerianischen
Menschenrechtsanwalt Hauwa Ibrahim und ROG den Sacharow-Preis
entgegenzunehmen. 48-jährige Fariñas lebt der in der Stadt Santa
Clara im Zentrum des Inselstaates, östlich von Havanna.
Der ehemalige Soldat begann sich in den 90er Jahren in der
Opposition zu engagieren. Im Jahr 2003 gründete der studierte
Journalist und Psychologe die Nachrichtenagentur "Cubanacán Press",
um die Verbreitung unabhängiger Nachrichten zu fördern. Er
informierte auch ausländische Medien über Menschenrechtsverletzungen
auf Kuba und berichtete unter anderem über die Einschüchterung und
Verfolgung unabhängiger Reporter.
Der Aktivist setzte sich zudem für einen unbeschränkten Zugang zum
Internet ein. Im Jahr 2006 erhielt er dafür den "ROG-Preis für
Internetfreiheit". Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, nahm
Fariñas zahlreiche Hungerstreiks auf sich. In einen längeren
Hungerstreik trat er in diesem Jahr nach dem Tod des Dissidenten
Orlando Zapata Tamayo im Gefängnis.
Fariñas hat es immer abgelehnt, Kuba auf Dauer zu verlassen. Eine
Ausreiseerlaubnis für die Preisverleihung in Straßburg hätte er nur
unter der Bedingung in Anspruch genommen, anschließend in seine
Heimat zurückkehren zu dürfen.
Auch derzeit inhaftierte Journalisten lehnen es ab, nach ihrer
Freilassung ihre Heimat ohne Rückkehrerlaubnis zu verlassen. Aus
diesem Grund verweigert die kubanische Regierung die Freilassung der
Journalisten Pedro Argüelles Morán, Héctor Maseda Gutiérrez and Iván
Hernández Carrillo. ROG beharrt auf dem bedingungslosen Recht der
politischen Gefangenen, nach deren Entlassung in ihrem eigenen Land
frei zu leben.
Auf der aktuellen ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht Kuba auf
Platz 166 von insgesamt 178 Staaten und Regionen. Noch mindestens
vier Journalisten sind derzeit in dem mittelamerikanischen Land
inhaftiert.
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Reporter ohne Grenzen
Anja Viohl
Pressearbeit
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