(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt die
polizeilichen Ãœbergriffe auf Medienmitarbeiter nach der
Präsidentschaftswahl am 19. Dezember in Belarus. Rund 20 Journalisten
wurden nach Informationen der "Belarusian Association of Journalists"
(BAJ), einer ROG-Partnerorganisation, bei Demonstrationen in Minsk
nach der Wahl angegriffen. Etwa genauso viele Reporter wurden
festgenommen. Nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl am
vergangenen Sonntag hatte die belarussische Polizei eine
Demonstration von Zehntausenden Regierungsgegnern gewaltsam aufgelöst
und Hunderte Demonstranten festgenommen.
ROG und BAJ kritisieren die Anwendung polizeilicher Gewalt gegen
Journalisten und Bürgerrechtsaktivisten aufs Schärfste. "Wir
verlangen, dass die Behörden zu der Gewalt Stellung beziehen. Die
Verantwortlichen müssen ausfindig gemacht und bestraft werden." Die
Organisationen fordern die Regierung in Minsk außerdem auf, die
festgenommenen Journalisten sofort freizulassen.
Eine Reihe von Journalisten wurde am 19. Dezember gegen 19 Uhr
rund 50 Meter vom Wahlkampfbüro des Oppositionskandidaten Wladimir
Nekljajew entfernt von Spezialkräften attackiert. James Hill,
Fotograf der "New York Times", wurde geschlagen, während er
versuchte, seine Pressekarte vorzuzeigen. Die Polizei beschlagnahmte
Ausrüstung und Material von Medien, löschte Filmaufnahmen und Fotos.
Die regierungskritische belarussische Journalistin Irina Chalip
wurde in der Nacht vom 19. auf den 20. Dezember mitten in einer
Live-Schalte von Polizisten geschlagen und festgenommen. Chalip
berichtete gerade dem russischen Radiosender "Echo Moskwy" über die
gewaltsame Niederschlagung der Proteste. Die Journalistin arbeitet
unter anderem als belarussische Korrespondentin für die unabhängige
russische Zeitung "Nowaja Gaseta" und ist die Ehefrau des
belarussichen Oppositionskandidaten Andrej Sannikow.
Auch das BAJ-Vorstandsmitglied Sergej Wosnjak wird weiterhin
festgehalten. Der Journalist und das BAJ-Mitglied Ilja Kusniazu wurde
heute zudem wegen angeblicher "Teilnahme an einer illegalen
Versammlung" zu 15 Tagen Gefängnis verurteilt.
Spezialeinheiten drangen außerdem heute in die Büros des
Online-Mediums "Charter97.org" ein. Einige Mitarbeiter wurden
festgenommen und zum Hauptsitz des Geheimdienstes KGB gebracht. Die
Chefredakteurin Natalia Radsina wurde während der Demonstrationen von
Polizisten am Kopf verletzt und ist offenbar ebenfalls noch in Haft.
Von den staatlichen Repressionen sind auch die Neuen Medien
betroffen: So waren etwa Seiten oppositioneller Gruppen oder
unabhängige Nachrichtenseiten DDoS (Distributed Denial of Service)
-Angriffen ausgesetzt.
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Anja Viohl
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