(ots) - Nachdem das Statistische Bundesamt am Montag Zahlen
herausgegeben hat, nach denen immer mehr Schweine in immer größeren
Ställen gehalten werden, haben der Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
(AbL) und die Kampagnenorganisation Campact heute weitere Details
veröffentlicht. So sei die absolute Zahl der Schweine zwischen Januar
und November 2010 um rund 360000 Tiere auf knapp 27 Millionen
gestiegen. Jedes zehnte Schwein aus deutschen Tierfabriken gehe in
den Export. Im Durchschnitt esse jeder Deutsche pro Jahr etwa 55
Kilogramm Schweinefleisch und insgesamt etwa 88 Kilogramm Fleisch-
und Fleischprodukte.
Geflügel wie Hühnchen und Putenfleisch werde ebenfalls im Übermaß
und zunehmend in Mega-Mastanlagen produziert. In Deutschland sei
deren Erzeugung 2010 im Vergleich zu 2009 um 10 Prozent auf derzeit
etwa 1,6 Millionen Tonnen Geflügelfleisch im Jahr gestiegen. Niedrige
Umwelt- und Tierschutzstandards und fragwürdige Agrarsubventionen
hätten zu diesem Boom beigetragen. Im Schnitt esse jeder Deutsche
fast 20 Kilogramm Geflügelfleisch im Jahr.
Für die BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning belegen diese Zahlen
die Notwendigkeit einschneidender Reformen in der Agrarpolitik:
"Dringend erforderlich ist die Umverteilung der Agrarförderung weg
von Mega-Mastanlagen und weg von großen Lebensmittelkonzernen hin zur
art- und umweltgerechten Landwirtschaft. Die EU-Kommission hat dazu
brauchbare Vorschläge gemacht. Hingegen wollen
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner und die meisten
Länderagrarminister eine gerechtere Verteilung der fast 60 Milliarden
Euro Agrarsubventionen verhindern. Die weitere Fixierung auf die
Ausweitung der Exporte schadet der Umwelt, den Tieren und den
nachhaltig wirtschaftenden Bauernhöfen."
Die Ãœberproduktion von Fleisch und Milch in industrialisierten
Tierhaltungsanlagen nütze vor allem einigen wenigen
Nahrungsmittelkonzernen, die Billigprodukte in großen Mengen auf die
Weltmärkte werfen würden. Großbetriebe kassierten zugleich rund 80
Prozent der EU-Direktzahlungen, während auf der anderen Seite das
Sterben kleinerer und mittlerer Bauernhöfe weitergehe. Vor diesem
Hintergrund sei es nicht hinnehmbar, dass die Bundesregierung alle
Informationen zur Transparenz bei den Agrarsubventionen aus dem
Internet genommen habe.
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, will ein breites
Bündnis aus Umwelt-, Agrar- und Tierschutzverbänden unter dem Motto
"Wir haben es satt. Nein zu Gentechnik, Tierfabriken und
Dumpingexporten!" am 22. Januar in Berlin aus Anlass der Grünen Woche
für eine neue Agrarpolitik demonstrieren. Das Bündnis von rund 20
Verbänden erwartet mehrere Tausend Menschen zu der Kundgebung, die
von einem Dutzend Traktoren begleitet werden soll.
Felix Kolb, Geschäftsführer von Campact: "Konsumforscher sagen ein
Sinken des Fleischkonsums um etwa ein Prozent pro Jahr voraus. Das
heißt, in der Bevölkerung gibt es bereits einen Stimmungsumschwung.
Die Risiken der Agro-Gentechnik, die Massentierhaltung in
Agrarfabriken, Umweltzerstörung und Armutsbeförderung durch
Dumping-Exporte werden nicht länger ausgeblendet. Und immer mehr
Menschen lehnen die Ãœberproduktion von Fleisch mit all ihren
negativen Folgen für Mensch, Tier und Umwelt ab."
Jochen Fritz von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
(AbL): "Das Bundesverfassungsgericht fällte in diesem Jahr
entscheidende Urteile, um die Bundesregierung und die Agrarindustrie
an die Notwendigkeit von Regeln zum Schutz vor gentechnischen
Verunreinigungen der Äcker und an den Tierschutz zu erinnern. Die
Verbraucher wollen gentechnikfreie, tiergerecht und fair erzeugte
Lebensmittel. Auch dafür gehen wir anlässlich der Grünen Woche in
Berlin auf die Straße."
Der Nigerianer Nnimmo Bassey, Träger des diesjährigen Alternativen
Nobelpreises und Vorsitzender der BUND-Dachorganisation Friends of
the Earth International wird der prominenteste Redner auf der
Demonstration am 22. Januar sein. Er will vor allem die negativen
Auswirkungen der europäischen Agrarpolitik auf die Märkte in
Entwicklungsländern thematisieren.
Weitere Informationen zur Demonstration am 22. Januar finden Sie
im Internet unter: www.wir-haben-es-satt.de
Pressekontakt:
Reinhild Benning, BUND-Agrarexpertin:
Tel. 030-27586-481 bzw.
Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher:
Tel. 030-27586-425, Fax: -440
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