(ots) - Mindestens 57 Journalisten und ein Medienassistent
sind im Jahr 2010 während ihrer Arbeit oder wegen ihres Berufs
getötet worden. Das sind 19 Medienmitarbeiter weniger als im Vorjahr
(2009: 76 Journalisten, 1 Medienassistent). Die Zahl der Länder, in
denen Medienmitarbeiter ermordet wurden, ist im Vergleich zu 2009 von
20 auf 25 gestiegen. Vermehrt hat ROG in diesem Jahr außerdem Fälle
von Entführungen beobachtet (2010: 51, 2009: 33). Dies sind einige
Ergebnisse der heute veröffentlichten Bilanz von Reporter ohne
Grenzen (ROG) über Angriffe auf die Pressefreiheit im Jahr 2010.
535 Journalisten wurden im Laufe des Jahres festgenommen (2009:
573), 1.374 erlitten Gewalt oder wurden bedroht (2009: 1.456).
Im Vorjahr lag die Todesrate wegen eines Massakers an
Medienmitabeitern im November 2009 auf den Philippinen um rund 25
Prozent höher. Damals wurden 32 Journalisten an einem Tag ermordet.
Die gefährlichsten Länder für Journalisten sind in diesem Jahr
Pakistan (11 Todesfälle), Mexiko (7), Irak (7) und die Philippinen
(4). In Pakistan werden Reporter vor allem von islamistischen Gruppen
ins Visier genommen. In Mexiko geht die Gefahr für kritische
Journalisten überwiegend von Drogenkartellen aus. Im Irak wurden
Journalisten Opfer von Bombenattentaten. Auf den Philippinen stehen
hinter den meisten Ermordungen private Milizen von Clanchefs und
lokalen Politikern. Die Täter fürchten die unabhängige oder kritische
Berichterstattung über kriminelle Machenschaften oder Korruption.
Zu weiteren Brennpunkten der Pressefreiheit entwickelten sich in
diesem Jahr Honduras und Thailand. In dem südostasiatischen Land
starben bei Gefechten zwischen Regierungstruppen und den
oppositionellen "Rothemden" zwei ausländische Korrespondenten. In
Honduras hat ROG in mindestens drei Mordfällen einen direkten
Zusammenhang mit der journalistischen Tätigkeit der Opfer
festgestellt. Vermehrte Fälle von Entführungen von Medienmitarbeitern
dokumentiert ROG derzeit in Afghanistan, Nigeria oder Mexiko.
Die Zahl der körperlichen Übergriffe und Drohungen gegen
Journalisten in Europa und der GUS-Region hat sich im Unterschied zu
anderen Weltregionen deutlich erhöht. Einen Anstieg der Gewalt gegen
Medienmitarbeiter verzeichnete ROG unter anderem in Ländern mit
landesweiten Wahlen wie Aserbaidschan, der Ukraine und Belarus.
In Belarus sind zudem weiterhin zehn Journalisten inhaftiert. Sie
wurden nach der Präsidentschaftswahl am 19. Dezember in Minsk
festgenommen. Die meisten Journalisten sind derzeit im Iran hinter
Gittern (37), gefolgt von China (30) und Eritrea (29). Die
Arbeitsbedingungen für Journalisten im Iran haben sich in diesem Jahr
weiter verschlechtert. Das Regime hat die Ãœberwachung von
Medienmitarbeitern ausgedehnt und die Einreisebestimmungen für
Korrespondenten verschärft. Journalisten, die ihr Menschenrecht auf
freie Berichterstattung wahrnehmen wollen, müssen erhebliche Risiken
in Kauf nehmen.
Die zwei inhaftierten Mitarbeiter der "Bild am Sonntag" haben das
auf tragische Weise zu spüren bekommen. Seit mehr als 80 Tagen sind
die Beiden in Haft, weil sie aus einem Land berichten wollten, das
sich hermetisch abschottet und keine unabhängigen Beobachter zulässt.
Sie dürfen nicht in politischen Verhandlungen als Faustpfand
missbraucht werden und müssen sofort freigelassen werden.
Lesen Sie die vollständige ROG-Jahresbilanz 2010 unter:
http://bit.ly/ROG_Bilanz_2010
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Reporter ohne Grenzen
Anja Viohl
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