(ots) - Kein Hauch von Panik
Offenbar konnte der Geheimdienst ein Blutbad in der Kopenhagener
Redaktion der Zeitung "Jyllands-Posten" vereiteln. Seitdem das Blatt
vor fünf Jahren zwölf Mohammed-Karikaturen veröffentlicht hat, stehen
Verlag, Redaktion und Karikaturisten im Visier von Terroristen. Das
ist schockierend.
Die Fanatiker attackieren damit nicht nur eine dänische Zeitung,
sondern Europas Presse- und Meinungsfreiheit insgesamt. Lange galt es
als unvorstellbar, dass auf diesem Kontinent Künstler wegen ihrer
Werke wieder um ihr Leben fürchten müssen. Der Karikaturen-Streit,
aber auch die Ermordung des niederländischen Filmemachers Theo van
Gogh müssen Mahnung genug sein, dem Druck keinen Millimeter
nachzugeben. Wehret den Anfängen: Das gilt für jede Form des
Extremismus, sei er rechts- oder linksradikaler Natur oder
vermeintlich religiöser Prägung.
Man muss die Karikaturen nicht mögen. Man mag sie für beleidigend
und verletzend halten. Trotzdem müssen sie geduldet werden. Oder soll
es Europa am Ende wieder Sittenwächtern überlassen, was
veröffentlicht werden darf? Wohin das führt, lässt sich in
Geschichtsbüchern und in Afghanistan studieren. Vorbildlich ist die
Reaktion der dänischen Regierung auf die Terrorbedrohung: Sie geht
gegen Extremisten vor, erzeugt aber keinen Hauch von Hysterie oder
Panik. Wie nach dem gescheiterten Selbstmordanschlag in Stockholm
bewahrt sich auch Kopenhagen seine Weltoffenheit.
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