(ots) - Der kleine Adems Octave ging nach
dem Erdbeben in Haiti verloren, seine Familie fand ihn erst ein
halbes Jahr später wieder / Schutz im SOS-Kinderdorf
Was der kleine Adems Octave am 12. Januar 2010 erlebt hat, wird
vielleicht niemand erfahren. Bis heute spricht er nicht darüber. Der
heute Dreijährige, den alle "Samuel" nennen, spielt zu Hause in
Port-au-Prince mit seinem Zwillingsbruder David und seiner älteren
Schwester Christie. Die Mutter ist um die Ecke Einkaufen, der Papa,
ein Polizist, auf der Arbeit. Die Nachbarin hat ein Auge auf die
Kinder.
Dann bebt die Erde. 35 Sekunden lang. Chaos. Schreie. Trümmer
überall. Samuel und Christie sind verletzt. David liegt unter einer
eingestürzten Mauer. Nur ein Fuß schaut noch heraus. Ein Nachbar
bringt Samuel und Christie schnell ins Krankenhaus. "Die beiden
wurden dort voneinander getrennt und Samuel kannte seinen Nachnamen
noch nicht. Deswegen wusste keiner, wohin er gehört", sagt Vater
Emmanuel Octave heute. "Mir war klar, dass er noch lebt, aber ich
konnte ihn nicht finden, es war zum Verzweifeln."
Samuel wird nach der Behandlung seiner Wunden ans Rote Kreuz
übergeben, das sich bis zur Genesung in einem Notlager um ihn
kümmert. Im Mai kommt der Kleine dann ins SOS-Kinderdorf in Santo,
einem Vorort von Port-au-Prince. Hier fanden nach dem Erdbeben bis zu
500 elternlose Kinder Schutz und Betreuung. Gut 300 dieser
"Erdbeben-Waisen" wohnen noch immer dort.
Im Juli dann entdeckt ihn seine Tante auf einem Foto, das Rote
Kreuz hatte es an einer Wand gegenüber vom Nationaltheater
aufgehängt. Dort hängen noch viele andere Fotos von Kindern, die von
ihren Eltern getrennt wurden - von den Behörden wurden etwa 2000
unbegleitete Kinder registriert. Die faktische Zahl liegt aber
vermutlich sehr viel höher.
Seither ist Samuel wieder zu Hause. Aber das Beben und die Zeit
danach haben ihn geprägt. "Er ist hibbelig geworden", sagt der Papa.
Kann kaum einen Moment ruhig sitzen. Vielleicht liegt es auch daran,
dass ihm sein Zwillingsbruder David fehlt. Der wurde von der Mauer
erschlagen. Jede Hilfe kam zu spät. Vielleicht hat Samuel es gesehen,
sie waren nie weit voneinander entfernt. "Er starb ohne zu leiden",
sagt Papa Octave, in seiner Stimmung klingt Hoffnung mit, die sich
gegen alle Zweifel stemmt. Samuel sagt nichts dazu.
Text: Mirco Lomoth
Abdruck kostenlos!
Die Originalbilder können kostenlos heruntergeladen werden unter:
http://www.sos-kinderdoerfer.de/presse/themendossiers Auch die
Reportage "Der furchtbare Geruch des Todes" über die aktuelle Lage in
Haiti (inklusive Bilder) stehen dort zum Download bereit.
Außerdem bieten wir ein Life-Interview mit unserem
Haiti-Sonderbeauftragten Georg Willeit an.
Bei Rückfragen:
Louay Yassin
Pressereferent
SOS-Kinderdörfer weltweit
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