(ots) - Irrationale Enklave
Irgendwie ist es schon komisch. Da halten sich die Europäer für
aufgeklärt. Aber sobald es um gekrönte Häupter oder andere Prominente
des Hochadels geht, ist ein großer Teil der Musterdemokraten ganz aus
dem Häuschen. Der bitter erkämpfte Anspruch auf Gleichheit
verschwindet vorübergehend in der Versenkung. Stattdessen wird dem
Pomp gehuldigt und zufällig Hineingeborenen in Familien, deren
Vermögen zu früheren Zeiten auf eine Art erworben wurde, die heute
als Ausbeutung oder zumindest mit Argwohn betrachtet würde.
So ist es mit den Schweden, wo es eine Deutsche ins Königshaus
spülte. So ist es in England, wo eine blaublütige Hochzeit das Jahr
prägen wird. Und so ist es in Monaco, wo ein eingeheirateter
Schwimmstar der alten Familie Grimaldi zu neuem Glanz verhelfen soll.
Gäbe es nicht die Heirat in England, die sommerliche Feier im
zugebauten Zwergstaat am Mittelmeer wäre das gesellschaftliche
Top-Ereignis des Jahres. Aber auch so wird das Paar bejubelt werden,
sitzen auch in Deutschland Millionen vor dem Fernseher. Wieso bloß?
Was treibt diese Sehnsucht? Es gibt Gründe genug, gerade Monaco
kritisch zu sehen. Einer sind die erbmonarchistischen Relikte. Ein
weiterer die Steuerregeln, die diese irrationale Enklave der Reichen
eher zu einem Schandfleck in Europa machen, nicht zu etwas
Bewundernswertem. Irgendwie ist es schon komisch.
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