(ots) - Er wird noch gebraucht
War das die Rede seines Lebens? Kaum. Es war von vornherein
absurd, den Auftritt von FDP-Chef Guido Westerwelle mit solchen
Ansprüchen zu befrachten. Westerwelle gab gestern den Staatsmann,
spielte seine 30-jährige politische Erfahrung aus. Er untermauerte
damit, dass es derzeit keine personelle Alternative zu ihm gibt.
Mitgerissen hat er seine Zuhörer nicht. Auch von Selbstkritik fast
keine Spur, dabei wären klärende Worte fällig gewesen. Zwischen dem
Vorsitzenden und der Basis bleibt seltsame Distanz. Er wird nicht
geliebt, aber gebraucht. Noch.
Wohl zum letzten Mal hat es der 49-Jährige geschafft, trotz des
liberalen Schlamassels die Führung zu halten. Die Rettung gelang dem
Meister politischer Selbstvermarktung aber nicht etwa, weil er einen
respektablen Vortrag hielt. Das einstweilige politische Ãœberleben
gelang ihm, weil drei Nachwuchspolitiker einen Putsch vereitelten.
Philipp Rösler, Christian Lindner und Daniel Bahr sind die Zukunft
der FDP, sie wollen nicht mit dem 65-jährigen Parteivize Rainer
Brüderle als einem Mann von gestern das schwierige Wahljahr 2011
bestehen. Für sie selbst käme Westerwelles Sturz zu früh.
Er ist nun ein Ãœbergangskandidat von ihren Gnaden. Das Trio der
Zukunft hofft, dass der Parteichef so lange die Stellung hält, bis
sich einer der drei als neuer Hoffnungsträger profiliert. Ganz ohne
jene Aggressivität und schrille PR-Politik, die sie an Westerwelle so
abstößt, dürfte die Kandidatenfindung allerdings kaum funktionieren.
Zur Macht kommt man nicht durch Feigheit vor dem Parteifreund.
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