(ots) - Versöhnung gefährdet
Was sich in den letzten Minuten und Sekunden vor dem Absturz der
polnischen Präsidentenmaschine am 10. April 2010 tatsächlich im
Cockpit, aber auch im Tower des russischen Flughafens Smolensk
abgespielt hat, bleibt so nebulös wie die damalige Wetterlage für die
Piloten. Der russische Abschlussbericht gibt zwar wichtige Details
zur Bewertung des Dramas im Flugzeug preis. Er berücksichtigt
hingegen kaum Fragen und Fakten, die die eigenen Fluglotsen belasten
könnten.
So setzt sich Moskau dem Vorwurf aus, die Schuldfrage in dem
tragischen Unglücksfall, bei dem der polnische Präsident Lech
Kaczynski, dessen Frau sowie 94 weitere Personen ums Leben kamen,
einseitig und unfair zu beurteilen. Zu Recht weist Regierungschef
Donald Tusk den Bericht zurück. Doch auch er hat Indizien wie den
aufgezeichneten Dialog der Piloten, die bei einem Ausweichmanöver
großen Ärger befürchteten, zur Kenntnis zu nehmen. Auch der
Alkoholwert des Luftwaffenchefs an Bord wirft Fragen auf.
Wichtig ist nun, dass die Regierungen in Warschau und Moskau ihr
zuletzt von Annäherung geprägtes Verhältnis nicht erneut belasten. Zu
lange herrschte Eiszeit wegen der sowjetischen Massaker an Tausenden
Polen in Katyn 1940. Vor Kurzem erkannte die Duma die Verantwortung
Stalins dafür an und übergab Akten an Polen. Dieser
Versöhnungsprozess ist jetzt gefährdet.
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