(ots) - Verdient - aber zu eilig
Papst Johannes Paul II. gehört zu den ganz großen Oberhäuptern der
katholischen Kirche. Zugleich ist Karol Wojtyla eine der wichtigsten
Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Der politisch denkende Papst,
geprägt von Erfahrungen in zwei Diktaturen, hat wesentlich zum Sturz
des Kommunismus beigetragen. Johannes Paul II. hat sich für den
Frieden eingesetzt und ist kompromisslos für den Schutz des Lebens
eingetreten. Dass rund vier Millionen Menschen nach seinem Tod im
April 2005 nach Rom kamen, beweist die große Anerkennung für diesen
Jahrhundertpapst. So wundert es nicht, dass Johannes Paul II. für
viele Katholiken als großes Vorbild im Glauben gilt.
Schon bei den Trauerfeiern in Rom riefen damals Katholiken "santo
subito" - Heiligsprechung sofort. Dennoch: Innerkirchlich waren
Entscheidungen von Johannes Paul II. auch umstritten, in Deutschland
etwa wegen seiner unbeugsamen Haltung zum System der
Schwangerenkonfliktberatung. Nicht nur deshalb bleibt fraglich, ob es
richtig war, dass sein Nachfolger Benedikt XVI. bereits drei Monate
nach dem Tod Johannes Pauls II. den Prozess der Seligsprechung
einleitete. Der Vatikan machte wie schon bei Mutter Theresa eine
Ausnahme. Ãœblicherweise schreibt das katholische Kirchenrecht
üblicherweise eine Frist von fünf Jahren zwischen dem Tod und der
Aufnahme des Verfahrens vor. Auch hier wären weniger Eile und ein
größerer zeitlicher Abstand hilfreich gewesen.
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