(ots) - Nicht grün, sondern schwarz
Nein, der Preisdruck ist kein Grund, Kunden das Futter zu
vergiften. Massentierhaltung ebenso wenig. Es sind andere Faktoren,
die Kriminalität begünstigen: Intransparenz und mangelndes
Unrechtsbewusstsein, verschworene Zirkel und die große Chance, nicht
aufzufliegen. Verbrechen gibt es somit auch und gerade, wo viel Geld
verdient wird. Es gibt Steuerhinterziehung, Untreue und Korruption,
es gibt Anlagebetrug und Unterschlagung. Die wenigsten Täter dürften
unter Verarmung leiden, und in der Ernährungsbranche gilt das ebenso.
Futtermittelpanscherei als eine Art Mundraub zu verharmlosen ist
somit fehl am Platze - zumal Branche und Bauern selbst große Schäden
an Image und Einnahmen erleiden.
In diesem Jahr ist die Grüne Woche also eher eine schwarze. Und so
klar wie selten zeigt sich hier: Wenn deutsche Waren ein Problem
haben, findet sich ruck, zuck ein anderer Lieferant. Etwa in Polen,
das diesmal Partnerland ist und vor Selbstbewusstsein nur so strotzt.
Für elf Milliarden Euro verkauften polnische Bauern 2010 bereits
Nahrungsmittel ins Ausland. Nach ihren Erfolgen mit Pilzen peilen sie
nun den Spitzenplatz bei Obst und Fleisch an. Was für andere Töne
sind von ihnen zu hören! Hierzulande wirken die Bauern dagegen
kleinlaut.
Wer in Deutschland Skandale riskiert, rettet seine Existenz
demnach nicht - er ruiniert sich und andere. Wer Massentierhaltung
umgekehrt generell diskreditiert, riskiert übrigens das Gleiche: Dann
stehen die Schweine sehr schnell woanders.
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