(ots) - Generationswechsel
Obwohl an den Holocaust seit Jahren am 27. Januar erinnert wird,
gab es gestern nicht routineartige Pflichtübungen, sondern gleich
mehrere Premieren: Erstmals hat im Bundestag ein Vertreter der Sinti
und Roma gesprochen. Und in Auschwitz hat erstmals ein
Bundespräsident am Gedenktag eine Rede gehalten. Christian Wulffs
Vorgänger hatten es vorgezogen zu schweigen.
Wulff, 51 Jahre alt, ist zugleich das erste deutsche
Staatsoberhaupt, das nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde.
Begleitet hat ihn der Präsident des Zentralrates der Juden, Dieter
Graumann - der 60-Jährige ist der erste Präsident, der nicht der
Kriegsgeneration angehört, sondern in der Nachkriegszeit geboren
wurde.
Noch nehmen ebenfalls Ãœberlebende der Konzentrationslager am
Gedenken in der ehemaligen Todesfabrik Auschwitz teil. Inzwischen
sind sie Ende achtzig, Anfang neunzig. Es ist absehbar, dass es in
einigen Jahren keine Zeitzeugen mehr geben wird, die aus erster Hand
die Verbrechen der Nationalsozialisten schildern können.
Mehr als sechs Jahrzehnte nach Kriegsende findet somit ein
Generationswechsel statt. Umso wichtiger ist es, Jugendliche auf den
Terror der Nazis aufmerksam zu machen. Das hat auch Wulff in seiner
kurzen Rede unterstrichen. Für den Bundespräsidenten war es ein
heikler Auftritt, verbunden mit der Gefahr eines Fehltritts. Doch er
hat den richtigen Ton getroffen und die passenden Worte gewählt.
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