(ots) - Maß statt Masse
Als ob alles nur ein Albtraum war: So unverhofft der
Dioxin-Skandal die Titelseiten dominiert hat, so schnell ist die
Futterpanscherei als Thema auch wieder verschwunden. Es ist deshalb
fraglich, ob die Affäre einen Wandel im Verbraucherverhalten oder gar
in der Esskultur bewirken wird, sofern man von Kultur überhaupt noch
sprechen kann. Manches in Eile eingenommene Mittagsmahl erinnert eher
an eine Form der Schnappatmung. Aber selbst dazu fehlt in den Büros
der Republik oft die Zeit: Die Brot- und Brötchen-Fraktion, die vor
dem Computer Lebensmittel verschlingt, wächst stetig.
Ein solcher Trend ist nicht nur im Arbeitsalltag zu beobachten. Er
macht sich in vielen Lebensbereichen breit. Der Mensch läuft Gefahr,
den Bezug zu Natur und Nahrung zu verlieren. Dass einige Kinder Kühe
für lila halten, ist ja leider kein Witz. Dass Schnellgerichte und
Mikrowelle die Kunst des Kochens lästig werden lassen, wird zur
Gewohnheit. Verschlimmert wird dieser schleichende Prozess durch
zunehmenden Bewegungsmangel, mit gravierenden Folgen für Gesundheit
und Gesellschaft.
Natürlich kann man keinem einen Speiseplan diktieren. Wenn aber
eine Lehre aus dem Dioxin-Skandal - und aus allen anderen Affären,
die noch folgen werden - zu ziehen ist, dann diese: Ernährung mit Maß
statt Masse hätte für alle Seiten Vorteile. Der Verbraucher würde
weniger essen, dafür aber Qualität, die ihren Namen verdient und auch
teurer sein darf. Und die Bauern müssten nicht mehr wie am Fließband
produzieren, um ihre Existenz zu sichern.
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