(ots) - Erfreulich selbstkritisch
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime hat erfreulich
selbstkritisch über Defizite auf dem Weg zu einem modernen Islam
gesprochen. Aiman Mazyek gesteht Vorurteile von Muslimen gegenüber
der westlichen Welt ein und stellt einen Nachholbedarf bei der
Abgrenzung seiner Religion gegenüber Ideologien fest. Solche klaren
Aussagen sind nur selten von deutschen Muslimen zu hören, denn oft
herrscht eher Selbstmitleid vor, und häufig sind aus ihrer Sicht nur
die anderen an Versäumnissen schuld.
Daher verdient es Unterstützung, wenn Mazyek für einen
aufgeklärten und damit wissenschaftlich fundierten Islam in
Deutschland eintritt. Dazu leisten beispielsweise die Universitäten
einen wichtigen Beitrag durch die Ausbildung von Religionslehrern
oder die Weiterbildung von Imamen und muslimischen Seelsorgerinnen.
Aber auch die Muslime in Deutschland selbst sind gefragt. Niemand
hindert sie hierzulande daran, Akademien oder andere
Bildungseinrichtungen zu schaffen, in denen sie über theologische
Fragen des Islam so kontrovers diskutieren wie Protestanten,
Katholiken und Juden verschiedener Strömungen. Doch bis dahin ist es
ein langer Weg.
Derart ausgetragene innerislamische Debatten würden auch das Image
dieser Religion in Deutschland erheblich verbessern und dafür sorgen,
dass nicht vornehmlich Negativ-Schlagzeilen über Gewalt und
Selbstmord-Attentate das Bild prägen.
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