(ots) - Tempel als Vorwand
Als wäre es ein böses Omen: Der Hindutempel Preah Vihear, um den
sich nun erneut Thailand und Kambodscha Gefechte liefern, ist der
Gottheit Shiva gewidmet. Sie verkörpert im Hinduismus das Prinzip der
Zerstörung - zusammen mit Vishnu, dem Bewahrer, und Brahma, dem
Schöpfer.
Beim Tempelstreit geht es um weit mehr als die Herrschaft über
jahrhundertealtes Gemäuer. Die ist von höchster Stelle längst geklärt
und fand im Übrigen sogar Thailands Billigung: Seit 50 Jahren gehört
Preah Vihear den Kambodschanern, seit 2008 ist der Tempel
Weltkulturerbe. Die überflüssigen Scharmützel dienen den
thailändischen Nationalisten als Vorwand, um die Macht zu sichern.
Denn vieles deutet darauf hin, dass diese meistens in Gelb
gekleideten Anhänger von König und Kapital mithilfe des Militärs ihre
Finger im Spiel haben. Ein Tempel wird zum Symbol, als seien Ehre und
Vaterland in Gefahr. So wächst der Druck auf Premier Abhisit
Vejjajiva, sich klar auf die Seite der Gelbhemden zu stellen. Sie
fürchten nichts mehr als Parlamentswahlen, die bereits für 2010
angekündigt waren und dieses Jahr stattfinden müssen. Die Rothemden
des 2006 gestürzten Premiers Thaksin Shinawatra haben für einen Sieg
die besseren Karten. Noch ist zwar ein Militärputsch nicht in Sicht.
Doch nach Afrika droht in Asien ein neuer Brandherd.
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