(ots) - Chance verpasst
Immer deutlicher wird, welche Chance der Westen in Ägypten
verpasst. Statt hinter den Kulissen den schleunigen Rückzug Husni
Mubaraks zu erwirken, liegt inzwischen der Schluss nahe, dass die USA
den Staatschef eher so lange wie möglich halten wollen. Oder
vielmehr: so lange wie nötig, um ihre Interessen zu sichern.
Es gibt realpolitische Gründe dafür. Israels Sicherheit ist einer
davon. Die große Bedeutung des Suezkanals für den Rohöltransport ein
weiterer und die US-Innenpolitik der nächste. Würde nach dem Iran und
den Palästinensern bei einer weiteren von den USA forcierten Wahl
eine streng islamische Partei gewinnen, wäre das ziemlich peinlich.
Schon George W. Bush musste zusehen, wie sich die Iraner ausgerechnet
Ahmadinedschad zum Präsidenten erkoren und im Westjordanland die
nicht eben umgängliche Hamas gewann.
Alle Gründe sind wichtig. Und doch müssen sie zurückstehen hinter
dem, was sich in Ägypten ereignet hat. Den Volksaufstand hätte
Mubarak ohne amerikanisch-israelische Rückendeckung wohl nicht
überstanden. Auf dem Spiel steht deshalb viel Glaubwürdigkeit. Dabei
ist der Wahltermin gar nicht entscheidend. Bis zu ihm kann es ruhig
dauern. Mubaraks Sturz aber bleibt überfällig, ohne Rücksicht auf
strategische Interessen. Das Recht auf Freiheit ist höher zu
bewerten, zumal das Risiko nicht gebannt scheint, dass alte Kader
sich wieder formieren.
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