(ots) - Die Vertrauensfrage
Über alle Parteigrenzen hinweg meint nur jeder fünfte Abgeordnete,
gesellschaftliche Veränderungen beeinflussen zu können. Vielmehr
sehen sie die Wirtschaft und vor allem den einzelnen Bürger in der
Verantwortung. Dieses Ergebnis stimmt nachdenklich, immerhin sollen
die Volksvertreter durch ihre Wahl genau diese Kompetenz übertragen
bekommen.
Dabei darf nicht vergessen werden, wie komplex
Entscheidungsfindung in der Politik ist. Es ist fast unmöglich für
einen einzelnen Abgeordneten, seine eigene Mitarbeit an einem
politischen Prozess beim Ergebnis noch zu erkennen. Die Studie über
die Parlamentarier wirft allerdings die Frage auf, wie es SPD und
Linke mit der Freiheit des Einzelnen halten. Wo CDU, CSU und FDP den
Bürgern vertrauen, sehen SPD und Linke den Staat in der Pflicht.
Folgerichtig sind nur 34,3 Prozent der Abgeordneten der Linken und
29,3 Prozent der SPD der Ansicht, vor allem der Einzelne sei für
gesellschaftliche Veränderungen verantwortlich. Das sollte
verwundern: Ausgerechnet die Parteien, die bei Stuttgart 21 und Hartz
IV der Regierung vorwerfen, an den Menschen vorbei zu agieren, trauen
dem einzelnen Menschen am wenigsten zu.
Dabei ist weder fehlendes noch grenzenloses Vertrauen die richtige
Wahl. Während im ersten Fall der Bürger entmündigt wird, darf ihm
ebenso wenig zu viel zugemutet werden. Die Wahrheit liegt einmal mehr
in der Mitte.
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