(ots) - Mit Berlusconi in den Sumpf
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Auch in Italien. Allein,
Regierungschef Silvio Berlusconi verzichtet darauf. Als Lustgreis,
dem offenbar Bezahl-Sex mit Frauen im Enkelinnen-Alter die Angst vor
dem Altern vertreiben soll, macht er sich zum Narren. Jenseits aller
moralischen Kategorien verdient das vor allem eins: Mitleid.
Das große Problem des Falles Berlusconi aber ist: Der Verlust der
Würde macht nicht halt bei ihm und bei den Mädchen, die er benutzt.
Er erfasst den drittgrößten Staat der EU insgesamt und seine
wichtigsten Institutionen. Eine Regierung, die vor allem mit den
ordinären Bettgeschichten ihres Chefs Schlagzeilen macht, verkommt
zur Lachnummer. Ein Parlament, das diese Regierung stützt, steht
nicht viel besser da. Eine Justiz, die den Regierungschef unter
Anklage wegen Förderung der Prostitution Minderjähriger und des
Amtsmissbrauchs stellt und dafür aus den Führungsetagen von Regierung
und Parlament unflätigst beschimpft wird, büßt Autorität ein.
Ausgerechnet in einem Land, das besonders heftig mit organisierter
Kriminalität zu kämpfen hat.
In dieser Würdelosigkeit wird die ganze Deformation sichtbar, die
das Berlusconi-System der Demokratie zufügt: Die totale Ausrichtung
auf den Führer, der Personenkult, die hemmungslose Verquickung
politischer, wirtschaftlicher und medialer Macht sorgen nun in der
Summe dafür, dass Berlusconis Fehltritte das ganze Land in den Sumpf
ziehen.
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