(ots) - Dieser Schuss geht nach hinten los
Es ist bizarr. Als wären sie aus der Zeit gefallen, halten die
Eidgenossen an Traditionen fest, für die es keinerlei rationale
Gründe mehr gibt. Trotz vergleichsweise kleiner Einwohnerzahl
weiterhin knapp 200 000 Soldaten, Sturmgewehre im Kleiderschrank,
solch demonstrative Wehrhaftigkeit hat vielleicht zu Zeiten des
Kalten Krieges noch ihre Berechtigung gehabt. Mittlerweile ist sie
vollkommen überholt: vor allem, weil die Eidgenossen nur noch Freunde
als Nachbarn haben.
Tatsächlich ist die "Volksbewaffnung" heute weniger eine Garantie
der Schweizer Unabhängigkeit als eine hochgradige Gefahr für die
Bürger selbst. Denn je mehr Gewehre, Pistolen und Revolver im Umlauf
sind, desto größer ist und bleibt die Gefahr, dass sie im Affekt bei
Streitereien oder Selbsttötungen zum Einsatz kommen. Abrüstung wäre
also der richtige Weg gewesen, zumal mehr als zwei Millionen
Schießeisen ganz legal Privatbesitzern gehören und jedes Jahr etwa
300 Schweizer durch Schusswaffen ums Leben kommen.
Dass die Eidgenossen dennoch am alten Waffenrecht festhalten, ist
vor diesem Hintergrund ein schwerer Fehler. Man muss kein Prophet
sein, um vorauszusagen, dass dieser Schuss zur Verteidigung
vermeintlich wertvoller Traditionen auf schreckliche Weise nach
hinten losgehen wird. Über kurz oder lang führt kein Weg daran
vorbei, einen neuen Anlauf zur Entwaffnung der Schweizer zu starten,
dann hoffentlich mit mehr Erfolg.
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