Die Aufgabe, komplexe IT-Anwendungslandschaften flexibel zu gestalten, um schnell auf veränderte Anforderungen des Business reagieren zu können, lässt sich nur mit einem modernen IT-Bebauungsmanagement bewältigen. Deshalb hat das SOA Innovation Lab im Januar 2010 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die die unterschiedlichen Facetten des IT-Bebauungsmanagements beleuchten und den Mitgliedern die gewonnenen Erkenntnisse vorstellen soll. Nach fünf Workshop-Sitzungen teilt die Arbeitsgruppe jetzt erste Ergebnisse mit.
(firmenpresse) - Heutige Anwendungslandschaften sind in der Regel über mehrere Jahrzehnte gewachsen. Langfristige Organisationsbedürfnisse wurden in frühen und meist auch in späteren Wachstumsphasen nicht ausreichend berücksichtigt. „Erst mit Überschreiten einer gewissen Komplexitätsschwelle wird das Thema für alle Beteiligten sichtbar“, erklärt Workstreamleiter Falk Neubauer, IT-Architekt bei Suva. „Mit IT-Bebauungsmanagement wollen wir erreichen, dass wir die Anwendungslandschaften ausreichend flexibel gestalten, um den Organisationsbedürfnissen unserer Unternehmen dauerhaft gerecht werden zu können.“
Der Workstream konzentrierte sich dabei vor allem auf folgende Themen:
-Darstellung des Bebauungsmanagements,
-Messen und Auswerten sowie
-Planungsprozess und Roadmap.
Die Visualisierung ist eines der zentralen Kommunikationsmittel, um komplexe Zusammenhänge den unterschiedlichen Zielgruppen wie Management, Fachabteilung und IT zu verdeutlichen. Die Anwendungsfälle reichen von White- oder Hotspot-Analysen über die Darstellung des Technologieportfolios bis hin zur klassischen Bebauungsmatrix. Gewisse Darstellungsformen haben sich bereits etabliert und werden in Unternehmen sukzessive ausgebaut. So beschreibt eine Domänenlandkarte in ihrer Grundform die fachliche Referenzarchitektur, kann aber durch Hinzufügen von Informationen auch für die Beurteilung des Projektportfolios verwendet werden. „Die Verwendung einer einfachen und etablierten Bildsprache fördert das Verständnis. Damit können komplizierte Sachverhalte zielgruppengerecht kommuniziert werden“, empfiehlt Neubauer.
Im Themenbereich Messen und Auswerten wurde untersucht, wo Messverfahren die Aufgaben des IT-Bebauungsmanagements effektiv unterstützen können. Mögliche Einsatzfelder sind: Identifikation von Schwachstellen in der bestehenden IT-Landschaft, messbare Kriterien für Variantenentscheidungen oder Kennzahlen zur Sicherung der Nachhaltigkeit von Maßnahmen. Eine Umfrage in der Arbeitsgruppe hat ergeben, dass kaum ein Unternehmen ein systematisches Kennzahlensystem aufgebaut hat. Viele Entscheidungen basieren auf Ad-hoc-Analysen und subjektiven Einschätzungen von Experten, die mit Fakten unterlegt werden. Eine Ausnahme bildet die Commerzbank: Sie hat es geschafft, die Komplexität ihrer IT- Landschaft messbar zu machen. Ihr Kennzahlensystem gibt Aufschluss darüber, ob eine neue oder veränderte Applikation, Funktion oder Organisation die Komplexität der IT-Landschaft anschwellen lässt oder reduziert. Somit lassen sich Schwachstellen identifizieren, Varianten vergleichen und ein effektives Zielcontrolling aufbauen.
Beim Thema Planungsprozess und Roadmap ging es um die prozessuale Ausgestaltung des IT-Bebauungsmanagements. Der Workshop gibt Antworten auf die Fragen: Wer ist Auslöser? Welche EA-Bereiche werden geplant? Welche Vorgehensweise/Methodik wird angewandt? Wie ist der Prozess in der Organisation verankert? Wie erfolgt die Fortschreibung des Prozesses? Ein gelungenes Beispiel stellt der Master Construction Plan (kurz MCP) von VW dar. Im Rahmen des jährlichen Planungsprozesses werden die konzernweiten Standards für alle Geschäftsanwendungen gesetzt und umgesetzt. Die wesentlichen Ergebnisse des MCP sind eine aktualisierte Referenzbebauung, das Applikationsportfolio sowie identifizierte Maßnahmen für das Projektportfolio. "Der MCP zeigt sehr schön, wie ein strukturierter Planungsprozess helfen kann, die Anwendungslandschaft eines Großkonzerns zu steuern und Verbindlichkeit in die Umsetzung zu bringen“, schildert Neubauer.
Zu den wichtigsten Ergebnissen der Arbeitsgruppe gehört die Dokumentation der Erfahrungen, die Mitglieder bereits mit IT-Bebauungsmanagement gemacht haben, und die Zusammenfassung dieser Erfahrungen in einem einheitlichen Format. Dieses „Praxishandbuch“ dient den Mitgliedsunternehmen als eine Art Wissensbaukasten. So kann sich jedes Unternehmen genau die Praxiserfahrung herauspicken, die es gerade benötigt. Richtig eingesetzt, hilft das „Handbuch“ den Unternehmen nicht nur, ihre IT-Landschaft detailliert abzubilden und die Lücken darin aufzudecken, sondern sogar Kennzahlen zu entwickeln, die Aussagen darüber zulassen, welche Applikationen auf wie viele Bereiche verteilt sind und welche Reibungsverluste sie verursachen.
Das SOA Innovation Lab beschäftigt sich mit IT-Bebauungsmanagement in einem eigenen Workstream, weil es ein ganzheitliches Werkzeug darstellt, mit dem sich Geschäftsanforderungen und IT-Landschaften in Einklang bringen lassen. „Bebauungspläne haben einen dreifachen Nutzen“, unterscheidet Karsten Schweichhart, Vorstandsmitglied des SOA Innovation Lab und Leiter Enterprise Architecture der Deutschen Telekom. „Sie schaffen Transparenz, sie bieten Entscheidungshilfen in Bezug auf neue Applikationen, und sie machen sehr deutlich, auf welche Art Applikationen miteinander gekoppelt werden müssen.“ Ohne einen solchen einheitlichen Ansatz stiegen die Anzahl der Applikationen und damit die Support- und Wartungskosten stetig an, selbstverständlich ohne ein entsprechend mitwachsendes IT-Budget. „Das bedeutet ganz einfach, dass das IT-Budget immer stärker von den Ausgaben für bestehende Systeme dominiert wird und immer weniger Mittel übrig bleiben für Innovation. IT-Bebauungsmanagement als wichtiger Teil des Architekturmanagements befreit die IT aus dieser Falle.“
In der Arbeitsgruppe mitgearbeitet haben unter anderem Vertreter folgender Unternehmen und Organisationen: Bundesministerium des Inneren, Volkswagen, Commerzbank, Deutsche Post, Fiducia und Wacker Chemie.
Das SOA Innovation Lab e. V. bietet Unternehmen ein exklusives Praxisforum, in dem anwendungsbezogenes Wissen zu SOA und Enterprise Architecture Management auf Augenhöhe ausgetauscht werden kann. Im Sinne einer "Knowledge Community" stehen dabei die Interessen und Fragestellungen der Unternehmen im Vordergrund. Unabhängiges Wissen, Erfahrungen aus konkreten Projekten und erprobte Vorgehensweisen werden aus erster Hand zugänglich gemacht. Heute zählt das SOA Innovation Lab folgende Unternehmen zu seinen Mitgliedern: BSH Bosch und Siemens Hausgeräte, Bundesministerium des Inneren, Commerzbank, Daimler, Deutsche Bahn, Deutsche Lufthansa, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Fiducia, ITERGO, Volkswagen, Wacker Chemie, ZF Friedrichshafen, Zürich Versicherungs-Gesellschaft. Das SOA Innovation Lab ist offen für die Beteiligung weiterer Anwenderunternehmen. Weitere Informationen unter www.soa-lab.de
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