Trotz glimpflichem Verlauf der Wirtschaftskrise sagt Matthias Horx einen Epochenwandel vorher. Der Frankfurter Zukunftsforscher prognostiziert auf der Bilanzpressekonferenz der Sparda-Bank Baden-Württemberg einen grundlegenden Systemwechsel in der Gesellschaft.
(firmenpresse) - „Eine Botschaft der Krise ist, dass die Welt nicht unterging“, sagte der Buchautor. Vergleiche mit der Weltwirtschaftskrise 1929, apokalyptische Szenarien und hysterische Verkündigungen in unzähligen Talkshows haben sich bisher nicht bewahrheitet. Menschen benötigen Krisen damit sie sich weiterentwickeln. Das weiß jeder aus seinem Privatleben. Doch das gelte genauso für jede Gesellschaft.
„Solange es ein Finanzsystem gibt, wird es auch so genannte Blasen geben“, stellte Horx fest. Denn der Ablauf sei seit Jahrhunderten derselbe: Die Menschheit leide einen Mangel, jemand findet eine Lösung, viele investieren in diese Lösung, bis sie ausgereizt ist. Dann existiert viel Geld auf dem Markt, das für eine scheinbar renditebringende Phantasie eingesetzt wird, beispielsweise in amerikanische Immobilien.
Wichtig sei nun für die Deutschen, dass sie eine Ahnung von einem neuen Wohlstandsmodell bekommen. „Wer immer billiger einkaufen will, kann sich nicht über den aktuellen Lebensmittelskandal beschweren, findet der 55-jährige Soziologe. Das gesamte Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ist seiner Auffassung nach an den Grenzen angelangt. Veränderungen im Finanzsystem, mehr Kontrolle der Beratung, höhere Kapitalquote, derartige Regularien greifen ihm zu kurz.
Der Trend- und Zukunftsforscher begründet einen notwendigen Epochenwechsel auch damit, dass die letzte einschneidende Innovation der Digitalisierung, keine entscheidende Impulse mehr setzen kann. „Mehr Rechenleistung macht uns nicht kreativer“, so Horx. Der Umgang mit drei Trends sei für die Deutschen und deren Zukunftsfähigkeit entscheidend: Womanomics, Greennomics und Humanomics.
Frauen und typisch weibliches Verhalten seien auf dem Vormarsch. Während 38 Prozent der Mädchen Abitur machen, sind es nur 31 Prozent der Jungen. Für den Referenten ist es nur eine Frage der Zeit, wann sich Gehaltsstrukturen und Erwerbsbeteiligung zwischen Männern und Frauen ausgleichen. Wichtiger noch, dass Vernetzung, Kommunikation und Kooperation als typisch weibliche Fähigkeiten für eine Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft entscheidend seien: „Misstrauen ist der größte Kapitalvernichter“.
Das zeige sich auch im Umgang mit dem Thema Energie. Für den Zukunftsforscher ist das E-Auto nicht nur ein alternatives Bewegungsmittel. Vielmehr diene es als virtueller Energiespeicher zwischen Quellen wie Solar- oder Windenergie und Verbrauchern wie Familienhäusern und sogar Unternehmen. Auch bei den Greenomics werde es keine Hierarchie, sondern ein Netzwerk geben.
In der Arbeitswelt steigt nach amerikanischen Untersuchungen der Bedarf an analytischer Arbeit und komplexer Kommunikation. Kreativität, Teamfähigkeit und emotionale Intelligenz sind gefragt. Vorstände oder Teams, die aus vergleichbaren Köpfen bestehen, werden die künftigen Aufgaben nicht bewältigen. Vielmehr bedarf es auf der Brücke der Unternehmen einer Vielfalt vergleichbar mit Raumschiff Enterprise: Frauen und Männer, Androiden und Menschen unterschiedlicher Herkunft, Spezialisten und Generalisten. Deshalb begeistert sich Horx für rund 1000 deutsche Schulen, die neue Lernkonzepte jenseits des Frontalunterrichts ausprobieren. „Dort wollen die Kinder lernen“, erzählt er, „und erfahren früh, wie intelligente Netzwerke funktionieren und gemeinsame erarbeitete Erfolge feiern.“ Doch die Entwicklung sei alles andere als selbstverständlich. Die Deutschen müssten schon ihre sprichwörtliche Angst vor der Zukunft ablegen. Gerne zitiert Horx den Ökonomen Joseph Schumpeter: „Wachstum ereignet sich nicht in kontinuierlicher Form, sondern in Stürmen kreativer Zerstörung“.
Die Sparda-Bank Baden-Württemberg ist mit 420.000 Mitgliedern und 11,7 Milliarden Euro Bilanzvolumen die größte Genossenschaftsbank in Baden-Württemberg. Das Wachstum gegenüber 2009 beträgt 5,4 Prozent und wurde von 744 Mitarbeitern in 42 Filialen erwirtschaftet. Statt risikoreichem Investmentbaking setzt sie auf Privatkunden und deren Baufinanzierung, die durch schlanke Strukturen und standardisierte Prozesse weiter optimiert wird. Deshalb landete die Sparda 2010 zum 18. Mal auf dem ersten Platz des unabhängigen Kundenmonitors, wenn es um Kundenzufriedenheit und Gebühren geht.
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