(ots) - Pommes frites für alle
Wer stets im Mittelmaß dümpelt, will wenigstens einmal an der
Spitze stehen: Das haben die Belgier nun geschafft. Seit 249 Tagen
kommen unsere Nachbarn ohne Regierung aus. Den unrühmlichen Rekord
hat das Land ausgerechnet vom Irak übernommen. Wie konnte das
geschehen? Schließlich leben die hitzköpfigen Flamen und Wallonen
weder in bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen noch in einem
Bananenstaat.
Allenfalls in einem Pommes-Land, das brachten die Studenten in
Löwen gestern mit ihrer Forderung nach einer "Fritten-Revolution"
genial-ironisch auf den Punkt. Die Kartoffelstäbe aus der Fritteuse
sind ja nicht nur ein kulinarisches Markenzeichen Belgiens. Sie
werden in allen Regionen des Landes geliebt und gegessen, geben somit
ein schönes Symbol für die Einheit ab.
An der fehlt es zwar seit 180 Jahren. Und doch haben die Belgier
eine eigene Identität entwickelt, das zeigt sich nicht nur im
Radsport. Die Staatskrise entstand, weil das reiche Flandern im
Norden auf Autonomie pocht und die ärmere Wallonie nicht länger mit
zehn Milliarden Euro jährlich unterstützen will.
Eine Teilung des Landes wäre die denkbar schlechteste Lösung: Der
frankofone Süden wäre alleine nicht überlebensfähig, Brüssel als
EU-Metropole praktisch zerrissen. Die Demos gestern zeigen aber, dass
die Bürger vereint bleiben wollen. Sie müssen dafür nur die richtigen
Politiker wählen.
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