(ots) - Reporter ohne Grenzen(ROG) ist erleichtert, dass
die beiden deutschen Journalisten Marcus Hellwig und Jens Koch wieder
in Freiheit sind. "Es erfüllt uns mit großer Freude, dass die beiden
Kollegen nach 132 Tagen aus dem Gefängnis entlassen wurden und wieder
zu Hause sind", erklärte der Vorstand von ROG nach der Rückkehr der
Reporter aus dem Iran am Sonntag. ROG dankt ausdrücklich allen, die
sich in den vergangenen Monaten für die beiden inhaftierten
Journalisten der "Bild am Sonntag" eingesetzt haben.
Bei aller Freude über die Freilassung der Kollegen, die über vier
Monate in Haft verbringen mussten, sollten jetzt aber auch kritische
Fragen gestellt werden. Sind Redaktion und Verlag, die die beiden in
den Iran entsandt haben, ihrer Verantwortung gerecht geworden?
Angesichts der hohen Zahl von entführten, verhafteten und
getöteten Journalisten weltweit weist ROG immer wieder darauf hin,
welche Vorsichtsmaßnahmen dazu beitragen können, das Risiko für
Reporter in Krisengebieten wenn nicht zu beseitigen, so zumindest zu
reduzieren. In erster Linie sind hierbei die entsendenden Verlage und
Redaktionen aufgefordert, bei der Auswahl der Journalisten, ihrer
Vorbereitung und Ausrüstung sorgfältig vorzugehen.
Bisher haben die Redaktion der "Bild am Sonntag" und der
Axel-Springer-Verlag sich zu den Umständen der Reise in den Iran
nicht geäußert. Die bisher bekannt gewordenen Informationen werfen
allerdings schwerwiegende Fragen auf. Besonders heikle Missionen wie
die Entsendung von Reportern in ein Land, dessen Regime für
effiziente Geheimdienste, Folter und Todesstrafe bekannt ist, sollten
sehr erfahrenen Auslandsreportern, die mit der Region vertraut sind,
übertragen werden.
Die Einreise mit lediglich einem Touristenvisum kann zwar bei
Ländern, die Journalistenvisa verweigern, nicht generell
ausgeschlossen werden, muss jedoch sorgfältig gegen das Risiko
abwogen werden, entdeckt zu werden - und gegen die möglichen Folgen,
auch für Gesprächspartner im Land. Dass in diesem Fall beides
beachtet wurde, ist nach den bisher vorliegenden Informationen
zweifelhaft.
Bei aller Erleichterung über den glücklichen Ausgang des Falles
sollten diese Fragen jetzt nicht unter den Tisch fallen. Gleichzeitig
dürfen nach Ansicht von ROG die mindestens 27 iranischen Kollegen und
sieben Online-Aktivisten, die dort weiter in Haft sitzen, nicht in
Vergessenheit geraten. Viele von ihnen müssen jahrelange
Gefängnisstrafen verbüßen, weil sie mutig von ihrem Recht auf
Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht haben.
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