(ots) - Gaddafi vor dem Ende
So undurchsichtig die aktuelle Situation in Libyen auch ist: Es
mehren sich die Anzeichen dafür, dass Diktator Muammar al-Gaddafi und
seine Familie vor dem Ende ihrer Macht stehen. Das Militär verbrüdert
sich mit den Aufständischen, muslimische Führer nennen den Widerstand
sogar eine religiöse Pflicht, und Diplomaten laufen zur Opposition
über.
Jahrzehntelang hat Gaddafi mit eiserner Faust regiert, nun
schrecken Panzerfäuste, Maschinengewehre und selbst Massaker die
libyschen Demonstranten ebenso wenig ab wie zuvor die Massen in
Tunesien und Ägypten.
Die Kritik der Europäer und Amerikaner an Gaddafi fällt schärfer
aus als am ehemaligen ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak. Denn der
schillernde Revolutionsführer täuscht nicht einmal ein Dialogangebot
vor und galt schon immer als Bösewicht.
Zugleich bereitet Libyen dem Westen besonders starke
Kopfschmerzen. Einmal, weil der Wüstenstaat zu Europas wichtigsten
Öl- und Gaslieferanten zählt. Aber auch wegen der Nähe zu Italien,
weshalb noch mehr Flüchtlinge die riskante Reise übers Mittelmeer
wagen könnten. Angesichts des Domino-Effekts in den Staaten
Nordafrikas fehlt in der EU wie in den USA eine Strategie, um
angemessen damit umzugehen. Wegen des atemberaubenden Tempos an
Veränderungen ist der Westen gar nicht auf die neue Lage vorbereitet.
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