(ots) -
Die Liberalisierung des Apothekenmarktes würde Patienten und
Beitragszahler um bis zu 448 Millionen Euro jährlich entlasten. Das
ergibt eine Studie, die das Düsseldorfer Institut für
Wettbewerbsökonomie (DICE) in Zusammenarbeit mit der TU Ilmenau für
die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt hat. Die
Wissenschaftler kritisieren insbesondere mangelnden Wettbewerb und
Überregulierung. Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der INSM:
"Medikamente sind besondere Güter. Deshalb muss der Apothekenmarkt
immer besonders reguliert werden. Es spricht aber nichts dagegen,
durch einen klugen Ordnungsrahmen Preiswettbewerb zwischen Apotheken
zu entfachen." Pellengahr fordert deswegen auch,
Wettbewerbsbeschränkungen wie das Mehr- und Fremdbesitzverbot
abzuschaffen.
Nach dem Reformvorschlag sollen sowohl die Zuzahlungen der
Patienten für verschreibungspflichtige Medikamente komplett
gestrichen werden wie auch Fixbetrag, Logistikpauschale und
Zwangsrabatt zwischen Krankenkassen und Apothekern. Die Autoren
fordern stattdessen eine Apothekentaxe von maximal zehn Euro, welche
jeder Apotheker selbst festlegen kann. "Somit könnte der Patient jene
Apotheke auszuwählen, die ihm das beste Preis-Leistungsverhältnis
bietet", so der Studienleiter und Wettbewerbsexperte Prof. Dr. Justus
Haucap. "Der Wettbewerb wird besonders dort intensiv, wo eine
Überversorgung an Apotheken besteht, zum Beispiel in Innenstädten und
Fußgängerzonen. Dort werden vermutlich einige Apotheken wegfallen.
Apotheken im ländlichen Raum können hingegen mit einer höheren Taxe
ihr Ãœberleben sichern", so Haucap weiter.
Für zuzahlungsbefreite Medikamente sieht das Modell eine
Erstattung der Apothekentaxe vor. Die Patienten müssten die
Apothekentaxe zunächst vorstrecken, bekämen danach aber einen von
ihrer Krankenkasse festgelegten Fixbetrag erstattet. Liegt der
krankenkassenspezifische Erstattungsbetrag über der von der Apotheke
geforderten Taxe, kann der Patient die Differenz zu seinem Vorteil
behalten. Liegt die Apothekentaxe dagegen über dem Erstattungsbetrag,
muss der Patient die Differenz selbst tragen. "So bleibt die
Steuerungswirkung der Taxe bei zuzahlungsbefreiten Arzneimitteln
erhalten", so Haucap.
Die Autoren haben drei Szenarien mit einer geringen, moderaten und
intensiven Belebung des Wettbewerbs durchgerechnet, woraus sich ein
Einsparpotential zwischen 105 und 448 Millionen Euro pro Jahr zu
Gunsten von Patienten und Beitragszahlern ergibt.
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Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist ein überparteiliches
Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Sie wirbt für die
Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland und gibt
Anstöße für eine moderne marktwirtschaftliche Politik. Die INSM wird
von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie
finanziert.