(ots) - "Komasaufen" oder "Kampftrinken" - exzessiver
Alkoholgenuss unter jungen Leuten unterscheidet sich durch nichts von
Saufgelagen früherer Jahre, wenn sie auch anders genannt wurden. Und
das "Vorglühen" für eine Flatrate-Party ist ebenfalls keine Erfindung
der Neuzeit. Doppelmoralische Belehrungen von Erwachsenen verbieten
sich, wenn man dem geplanten Vollrausch von Kindern den Kampf ansagen
will. Wer sich erinnert, sollte es besser wissen.
Damit kein Missverständnis entsteht: Es gibt keinen Grund,
Alkoholmissbrauch zu verharmlosen, und mit ihrem Appell vor den
kornblumenblauen Karnevalstagen beweist die Gesundheitsministerin
Zeitgefühl. Aber schon beim Blick auf die Zahlen wachsen Zweifel: Ist
es wirklich so, dass sich jeder zweite Fünfzehnjährige regelmäßig in
einen Rausch trinkt? Oder ist diese Quote nicht übertrieben? Jeder
denke an sein privates Umfeld.
Wenn hierzulande von Drogen die Rede ist, dann meist von Haschisch
oder Marihuana. Doch wenn eine Gesellschaft jungen Leuten weismachen
will, ihre für salonfähig erklärte Droge Alkohol sei des Teufels,
nimmt sie sich selbst nicht ernst. Das kann nur scheitern. Eher
können Aufklärung über Missbrauchsfolgen und ein konsequent
umgesetztes Jugendschutzgesetz die schlimmsten Auswüchse mindern -
und Erwachsene, die auch mal Vorbild sind.
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