(ots) - Bitte keine Legendenbildung
Häme ist nicht angesagt. Allerdings auch kein Mitleid. Und erst
recht keine Legendenbildung! Karl-Theodor zu Guttenberg ist über sein
eigenes Tun gestolpert. Er hat die in weiten Teilen abgeschriebene
Doktorarbeit als Eigenleistung verkauft und damit eine
wissenschaftliche Todsünde begangen. Feierabend für einen Minister.
Punkt. Aus. Ende.
Für Lieschen Müller, die noch nie eine Universität betreten hat
und für die eine Fußnote die Relevanz eines Schluckaufs besitzt, mag
der Anlass unerheblich sein. Sie trauert dem Strahlemann nach, dem
politische Freunde schon das Adjektiv kanzlerfähig zuerkannten.
Der Bayer, dem viele brillante Eigenschaften zugeschrieben werden,
hätte es besser wissen müssen. Dass der Rücktritt so spät erfolgte,
ist der eigentliche Skandal. Ohne den massiven Druck auch
Zehntausender Wissenschaftler hätten Merkel & Co. dem Prinzip
Aussitzen gehuldigt. Was für eine demoralisierende Perspektive!
Der überfällige Schritt zwingt die Kanzlerin zur Reaktion.
Fraglich, ob ein Befreiungsschlag herauskommt. Was bleibt von zu
Guttenberg? Als erstes Regierungsmitglied hat er vom Krieg in
Afghanistan gesprochen. Nahe bei der Truppe, brachte er endlich die
düstere Realität vom Hindukusch in die deutschen Wohnstuben. Die
Wehrpflicht hat er, früher fast undenkbar, ausgesetzt. Jetzt fehlen
der Bundeswehr die Freiwilligen. Der Verteidigungsminister a. D. muss
sich mit diesem Problem nicht mehr beschäftigen. Aus seiner Bilanz
ein Empfehlungsschreiben zu formulieren fällt schwer.
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