(ots) - Das Leid der anderen
Man kann darüber streiten, ob 5000 Euro ein angemessener Betrag
sind, um Opfer sexuellen Missbrauchs zu entschädigen, oder besser:
ihr Leid auch materiell anzuerkennen. Immerhin sind in anderen
Ländern schon deutlich höhere Summen gezahlt worden. Insofern ist
Kritik am Angebot der katholischen Kirche nicht von der Hand zu
weisen. In einem Punkt allerdings hat die Kirche unbestreitbar recht:
Sie wird aktiv, während andere noch immer um Lösungen ringen.
Dass die Bischofskonferenz eigene Wege geht, ist für den Runden
Tisch "Sexueller Kindesmissbrauch" der Bundesregierung ein schwerer
Schlag. Denn damit sinkt seine Bedeutung, bemüht er sich doch um
einen gemeinsamen Hilfefonds aller Verantwortlichen. Ferner besteht
die Gefahr, dass weitere Institutionen dem Beispiel der Kirche folgen
und Opfer letztlich höchst unterschiedlich behandelt werden. Fraglich
ist zudem, was aus dem wichtigen Ziel wird, auch Menschen zu helfen,
die in ihren Familien zum Opfer wurden. Keine Frage: Der Runde Tisch
steht vor einer schweren Bewährungsprobe.
Nicht in Vergessenheit geraten dürfen überdies die immer noch
ausstehenden Entschädigungen und Hilfen für leidgeprüfte ehemalige
Heimkinder. Zwar gibt es nach mehrjährigem (!) Ringen die Empfehlung,
einen 120-Millionen-Euro-Fonds einzurichten. Doch noch stehen
Beschlüsse des Bundestages und der Landtage aus. Auch hier muss mit
Hochdruck weiter an einer Lösung gearbeitet werden.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: 0541/310 207