(ots) - Pakistan steht am Abgrund
Die Ermordung von Shahbaz Bhatti, dem einzigen christlichen
Minister in Pakistan, zeigt einmal mehr zwei Entwicklungen von
dramatischem Ausmaß: Erstens werden die Islamisten in dem Land, das
über Atomwaffen verfügt, mächtiger und genießen dabei auch noch
zunehmend Unterstützung in der Bevölkerung. Zweitens verliert die
schwache Regierung unter der Volkspartei PPP immer mehr die
Kontrolle, mittlerweile auch in der Hauptstadt Islamabad und nicht
nur in den Hochburgen der religiösen Fanatiker.
Bhatti musste sterben, weil er als einer der wenigen den Mut
aufbrachte, vehement gegen die Radikalisierung einzutreten. Er
kritisierte das Blasphemie-Gesetz, wonach Gotteslästerung und
Entweihung des Koran mit dem Tod bestraft werden können. Auch wenn
offiziell noch kein Todesurteil vollstreckt wurde, hat dies eine
Hexenjagd zur Folge: Wer beschuldigt wird, muss nach den Ermittlungen
um sein Leben fürchten. In den vergangenen Jahren starben
Beschuldigte durch Lynchen oder unter mysteriösen Umständen. Der Mob
klatscht dazu Beifall.
Statt Stärke zu zeigen, knickt die Regierung vor den Mullahs ein.
Da auch Oppositionsparteien nicht genug Rückhalt im Volk haben,
könnten islamistische Kräfte schon bald das Machtvakuum füllen. Die
spannende Frage wird sein, ob sich die Armee einer revolutionären
Volksbewegung in den Weg stellen würde. Die jüngste Entwicklung in
Nahost zeigt eher das Gegenteil. Pakistan steht am Abgrund.
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