(ots) - Problem beider Seiten
Ob Hans-Peter Friedrich als neuer Innenminister prompt provozieren
oder sich lediglich und eher notgedrungen treu bleiben wollte, sei
dahingestellt. Die Wirkung seiner Worte über den Islam ist jedenfalls
bedauerlich. Immerhin ist er für Integration zuständig, nicht für
Ausgrenzung. Seine als Binsenweisheit getarnte Spitze gegen den Islam
hätte er sich somit sparen können. Die Reaktionen machen abermals
klar, dass das Integrationsproblem ein doppeltes ist. Zum einen
besteht es aufseiten unwilliger Migranten. Andererseits aber ebenso
in Teilen der deutschen Gesellschaft, die Integration als
bedingungslose Anpassung an eigene Sitten und Geschmack, Glauben und
die Sprache verstehen.
Zuletzt zeigte sich dies beim Wunsch Recep Erdogans: Kinder
türkischstämmiger Familien sollten erst die Muttersprache, dann
Deutsch lernen. Objektiv betrachtet ist das ziemlich egal.
Sprachpsychologen raten sogar zu dieser Reihenfolge. Deutsche im
Ausland halten es mit ihren Kindern nicht anders. Und ginge es um
Englisch oder Dänisch, wäre es wohl allen egal, welche Sprache zuerst
gelernt wird, solange am Ende beide beherrscht werden. Bei Türkisch
oder Arabisch ist es nicht so. Ein kleines Beispiel dafür, dass
Verweise auf die Geschichte à la Friedrich eher über Jahrhunderte
erworbene Stereotype belegen, als dass heute noch ernsthaft mit
Zeiten argumentiert werden sollte, in denen die Türken vor Wien
standen.
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